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"Baum ab" für den Naturschutz: Moorrenaturierung bei Karches

Manfred Schwanitz, Forstwirtschaftsmeister beim Forstbetrieb Fichtelberg, überwacht die Holzfällung im Rahmen der Moorrenaturierung entlang der Straße zwischen Neubau und der B303. Foto: BaySF

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22. Juli 2022, Fichtelberg – Auf beiden Seiten entlang der B303 zwischen Bischofsgrün und Fichtelberg versetzen die Bayerischen Staatsforsten ehemals entwässerte Moorflächen wieder in einen naturnahen Zustand. Dadurch entstehen in diesem Bereich wieder großflächig lebende Moore, die Kohlenstoffdioxid binden und damit zum Klimaschutz beitragen.

Eine besondere Holzerntemaßnahme des Forstbetriebs Fichtelberg startet gerade bei in der Nähe von Fichtelberg. Auf beiden Seiten der B303 zwischen dem Waldrasthaus Karches und der Einmündung der Kreisstraße BT 4 nach Neubau werden ehemalige Moorflächen auf ca. 50 ha renaturiert – das entspricht der Fläche von ungefähr 70 Fußballfeldern. Hierzu wird ein großer Teil der Fichten auf den Flächen geerntet und anschließend die Entwässerungsgräben verschlossen.

„Moore speichern deutlich mehr an Kohlenstoffdioxid aus der Luft als dies Bäume und Wald jemals könnten“, erklärt Werner Schmidt, Mitarbeiter des Forstbetriebs Fichtelberg und als Förster für den Wald hier am Ochsenkopf zuständig. „Der Schutz intakter Moore, wie zum Beispiel das Fichtelseemoor, ist für die Bayerischen Staatsforsten eine wichtige Aufgabe. Als aktive Klimaschutz­maß­nahme renaturieren wir darüber hinaus noch vorhandene, jedoch entwässerte Moorflächen im Staatswald.“

Neben dem wichtigen Klimaschutz bewirken Moore auch, dass bei Starkregen mögliche Hochwasserspitzen gebrochen werden, indem sie das Wasser wie ein Schwamm aufsaugen und erst verzögert wieder abgeben. Gleichzeitig sind sie wichtige Lebensräume für andernorts seltene Tiere und Pflanzen, wie Sonnentau, Kreuzotter und Auerhuhn.

Der erste Schritt bei der Renaturierung ist die Holzernte. Die besonders durstigen Fichten müssen zum Wohle des Moores weichen, denn jeder einzelne Baum benötigt bis zu 300 Liter Wasser am Tag. Dieses Wasser steht den Torfmoosen dann nicht mehr für ihr Überleben und Wachstum zur Verfügung. Und Torfmoose sind die wichtigsten Bausteine eines intakten Moors. So trägt bereits die Holzernte zur Verbesserung des Moorkörpers bei.

Außerdem schafft die Baumfällung den notwendigen Platz, um die alten Entwässerungsgräben zuschütten und kleine Dämme anlegen zu können. So wird das Wasser möglichst lange auf der Fläche gehalten und das Wachstum der Torfmoose weiter begünstigen.

„Für Moore ist das Regenwasser der „Motor“, der das Wachstum der Torfmoose am Laufen hält“, so Werner Schmidt. „So ein intaktes Moor wächst unendlich langsam in die Höhe, ungefähr einen Zentimeter pro Jahrzehnt.“ Fließt jedoch mit Streusalz kontaminiertes Wasser - z.B. von der Kreissstraße BT4 - ungehindert in die Fläche wird dieses Wachstum gestört, teilweise sterben die typischen Moorpflanzen auch ab. „Salzwasser ist also Gift für das Moor.“

Deswegen wird im Bereich der BT4 ein Auffang-Graben angelegt und zusätzlich eine Spundwand installiert, um das salzhaltige Wasser vom Winterdienst auf der Straße aus dem wertvollen Moorkörper draußen zu halten. Hierzu wurden bereits die Bäume unmittelbar neben der Straße gefällt.

In den kommenden Wochen wird sich das Landschaftsbild hier im Sattel zwischen Ochsenkopf und Schneeberg deutlich verändern. Zugunsten der Moore, zugunsten der Natur, zugunsten des Klimas.