Artenschutzmaßnahme im Staatswald: Moorkiefern und Strauchbirken im Schorenmoos und Reicholzrieder Moos gepflanzt
19.12.2018, Schorenmoos bei Käsers und Reicholzrieder Moos - Unter kundiger Anleitung durch Fachkräfte der Bayerischen Staatsforsten haben rund 40 Schülerinnen und Schüler des Hildegardis Gymnasium Kempten als aktiven Beitrag zum Klima- und Umweltschutz im Reicholzrieder Moos 500 Moorkiefern, auch genannt Spirken (Pinus mugo ssp. rotundata) gepflanzt. Waldarbeiter der Bayerischen Staatsforsten pflanzten zusätzlich im Schorenmoos 50 Strauchbirken (Betula humilis) in enger Abstimmung mit der Landesanstalt für Wald und Forstwirtschaft (LWF).
Die Aufrechte Moorkiefer oder Spirke (Pinus rotundata) kommt weltweit nur in Mitteleuropa vor und hat speziell im Allgäu einen Verbreitungsschwerpunkt. Sie wächst als einzige heimische Baumart auch in Hochmooren zu echten Wäldern heran. Die Strauchbirke (Betula humilis) ist hingegen eine bis zu mannshohe Zwergstrauchart der versumpften Kältesteppe, die mit dem wärmer werdenden Klima auf nasse Randbereiche von Hochmooren und auf Übergangsmoore zurückgedrängt wurde. Entwässerung, Torfabbau und Moorkultivierung führten in der Vergangenheit zu einem Bestandesrückgang in Mitteleuropa. Das Vorkommen der Strauchbirke in der Nähe des Schorenmooses ist über die Artenschutzkartierung belegt. Als Eiszeitreliktart ist dies ein weiterer wertvoller Hinweis auf eine ungebrochene Biotoptradition im Schorenmoos seit Ende letzten Eiszeit vor etwa 10.000 Jahren.
„Wir haben hier im Forstbetrieb Ottobeuren eine besondere Verantwortung für den Erhalt dieser seltenen Baumarten“, so Dr. Hermann S. Walter, Leiter des Forstbetriebs. Als sich die Gelegenheit bot, autochthone Strauchbirken aus dem Voralpenraum zu erhalten, habe man mit beiden Händen zugegriffen: Die Nachzucht der Strauchbirke erfolgte durch das Amt für Saat- und Pflanzenzucht Teisendorf in Kooperation mit Sebastian Werner, einem privaten Moorliebhaber aus dem Raum Starnberg. Moorspezialist Dr. Stefan Müller-Kroehling von der Bayerischen Landesanstalt für Wald und Forstwirtschaft (LWF) war bei der nicht einfachen Auswahl der richtigen Standorte behilflich. Das sehr konkurrenzschwache Kleingehölz kann sich nur in einem Bereich natürlicherweise gegen den Schatten größerer Gehölzkonkurrenz behaupten, wo es für diese zu nass ist, sie selbst aber dennoch noch Wurzeln schlagen kann. Wird ein zu trockener Standort gewählt, ist regelmäßiger Pflegeeinsatz mit dem Freischneider vorprogrammiert. Müller-Kroehling und Forstbetriebsleiter Walter sind sich einig, dass man speziell in Mooren möglichst auf naturnahe Ökosysteme abziele, bei denen der Wasserhaushalt die Konkurrenz regelt.
Müller-Kroehling freut sich über die Artenschutzmaßnahme des Forstbetriebs: „Im Zusammenhang mit der Hochmoorrenaturierung im Schorenmoos konnten bereits einige sehr seltene und vor allem auch hochmoortypische Arten in dem weitgehend bewaldeten Moor nachgewiesen werden. Die Pflanzung der Strauchbirke ist ein weiterer kleiner Baustein für die schonende Renaturierung und behutsame Optimierung des Schorenmooses.“