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Altes Borkenkäferholz in den bayerischen Staatswäldern

In den derzeitigen Holzmarktzeiten leider nur mehr Brennholz oder Totholz. Diese Fichte wurde zu spät erkannt. Aus Waldschutzgründen macht ihre Aufarbeitung kei-nen Sinn mehr (Foto: Stefan Schaffner).

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Försterin Claudia-Christin Krüger vom Forstbetrieb Bodenmais der Bayerischen Staatsforsten, die seit April als Stellvertretende Forstbetriebsleiterin das Leitungsteam im Forstbetrieb Bodenmais verstärkt, hat eine alte Käferleiche mit dem roten "B" markiert. Die Untersuchung des unteren Stammanlaufs mit fester Rinde ergab: Keine Gefahr, deutlich ist bereits das weiße Pilzgeflecht zu erkennen (Foto: Stefan Schaffner).

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Gemeinsame Pressemitteilung des Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Regen und dem Forstbetrieb Bodenmais der Bayerischen Staatsforsten

27. April 2020, Regen - Mit der anhaltenden Trockenheit, die dritte ausgeprägte und lange Frühjahrstrockenheit in Folge seit 2018, verschärft sich die Borkenkäfergefahr in den Wäldern. „Alle Weichen sind derzeit auf ein katastrophales Jahr gestellt“, so der Bereichsleiter Forsten Stefan Schaffner vom Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (AELF) Regen.

Alle Rahmenbedingungen, mit denen Waldbesitzerinnen und Waldbesitzer zu Recht kommen müssen, um mit einer sauberen Forstwirtschaft den Käfer in Schach zu halten, haben ins Negative gedreht. Es ist viel zu trocken und dank eines heißen Ostern hatte der Käfer erneut einen frühen Start ins Jahr. Auf die von Schadholz aus 2018 und 2019 übersättigten Rundholzmärkten kommen noch die Corona-Pandemie bedingten wirtschaftlichen Schleifspuren hinzu. Wichtige Absatzmärkte brechen für die Sägewerke weg, benötigte Arbeitskräfte bleiben wegen geschlossener Grenzen weg. Das Rundholz fließt kaum mehr ab und droht für lange Zeit im Wald liegen zu bleiben.

Schlechte Rundholzqualitäten mit Trocknungsrissen, Bock- und Holzwespenbefallslöchern, wie es bei bereits im Sommer und Herbst 2019 befallenen Käferbäumen zu beobachten ist, stürzen im Preis regelrecht ab. Die Aufarbeitung, um derartiges Stammholz zu verkaufen, lohnt wirtschaftlich nicht mehr. „Derzeit sind diese Qualitäten im Brennholz am besten aufgehoben – oder als Totholz im Wald, wenn von ihnen keine Käfergefahr mehr ausgeht“, Bereichsleiter Schaffner mahnt aber gleichzeitig zur Vorsicht und Umsicht, gilt es doch,  jeden Befall so früh wie möglich zu erkennen und fachgerecht die befallenen Bäume  mitsamt der Käferbrut und den Altkäfern aus dem Wald zu schaffen.

Intensiv die Fichtenbestände auf Bohrmehl kontrollieren

Die Försterinnen und Förster bitten daher alle Waldbesitzenden, ihre Bestände zu kontrollieren und sich als Nachbarinnen und Nachbarn auf Käferbefall gegenseitig aufmerksam zu machen und sich beim Kampf gegen den Käfer zu unterstützen.

Und trotzdem kam es in den letzten Jahren auch immer wieder zu größeren Käferlöchern, sei es in noch zu wenig erschlossenen Waldgebieten, die schwer kontrolliert werden können, aufgrund zu später Reaktion oder weil in den Schwärmhochphasen einfach die verfügbaren Kräfte im Holzeinschlag und Holzrückung nicht mehr schnell genug hinterherkamen. Hier finden sich oft Käferbäume mit keiner oder fast keiner Rinde mehr, aus denen alle Käfer ausgeflogen sind. Aus Waldschutzgründen wäre es nicht mehr notwendig, diese zu entfernen. Werden sie als Brennholz gebraucht, sollten diese bei motormanueller Fällung als letzte im Hieb gefällt werden. „Sie können aber auch im Waldbestand als Totholz stehen gelassen werden, wenn sie später ohne Gefährdung für andere zusammenbrechen können“. An öffentlichen Straßen, in der Nähe zu Gebäuden oder auch zu Wanderwegen und Forstwegen sollten sie aber umgeschnitten und liegend belassen werden“. Auch aus Arbeitssicherheitsgründen sollte hinterfragt werden, ob alte Käferbäume motormanuell gefällt werden müssen. Eine seilwindenunterstütze Fällungstechnik oder gar ein Harvester ist hier oft unumgänglich, um derartige Bäume sicher zu Fall zu bringen.

Genau hinsehen, im Zweifel Försterinnen und Förster hinzuziehen und bei Bedarf sichtbar mit einem „B“ wie „Borkenkäfer-bedingter Biotopbaum“ markieren

Die Förster empfehlen aber, genau hinzusehen, ob ein Käferbaum wirklich alt ist und seine Aufarbeitung aus Waldschutzgründen sinnlos ist. Käferbäume aus der zweiten oder dritten Schwärmwelle, die im Sommer bis Herbst befallen werden und an denen Rinde im unteren Stammdrittel noch fest am Stamm haftet, bieten den Käfern noch bis ins nächste Frühjahr einen wertvollen Überwinterungsplatz, obwohl die roten Nadeln bereits weitgehend abgefallen sind.

Wer Zweifel hat, ob ein Käferbaum stehen gelassen werden kann, sollte eine Fachkraft zu Rate ziehen. Sinnvoll kann es auch sein, diese Bäume sichtbar mit z.B. einem roten „B“ zu markieren, damit klar ist: Dieser Baum wurde nicht übersehen oder beim Aufräumen eines Käferlochs vergessen, diese Bäume wurden zwar zu spät erkannt oder konnten nicht schnell genug aufgearbeitet werden, können nun aber im Waldbestand verbleiben und nützen als Totholz = „Borkenkäfer-bedingte Biotopbäume“ auch der künftigen Walderneuerung.

Der Appell der Försterinnen und Förster lautet aber: In den nächsten 8 bis 12 Wochen so viel Käfererstbefall wie möglich finden, aufarbeiten und so weit wie möglich raus aus dem Wald oder mit einem zugelassenen Insektizid behandeln. Da das Holz kaum mehr rechtzeitig in die Sägewerke abgefahren werden kann, kommt der Zwischenlagerung auf Wiesen oder sonstigen Flächen, die weit von den nächsten Fichtenwäldern liegen, viel Bedeutung zu. Der Bereich Forsten ruft hier alle Grundstückseigentümer auf, sich geeignete Flächen zur waldschutzwirksamen Lagerung gegenseitig zur Verfügung zu stellen. „Alte Käferholzfichten sollten die Ausnahme bleiben, um die Totholzvorräte in unseren Wäldern anzuheben“, wünscht sich Schaffner. Diese Strategie verfolgt auch Jürgen Völkl, Forstbetriebsleiter des Forstbetriebs Bodenmais der Bayerischen Staatsforsten in den staatlichen Wäldern. Alte Käferfichten, deren Aufarbeitung aber keinen Sinn mehr macht, werden nun konsequent und sichtbar mit einem „B“ wie Biotop markiert, um zu zeigen, hier ist nichts mehr veranlasst. „Wir wollen, dass Käfertotholz die Ausnahme bleibt und daher freuen wir uns auch über jeden Hinweis unserer Waldnachbarn auf Frischbefall. Mit den roten Markierungen sind wir aber auch transparent für unsere Waldnachbarn“, so Forstbetriebsleiter Völkl, „selbstverständlich kontrollieren wir im Frühjahr unsere Waldbestände rund um die Käferlöcher, Schadflächen und Käferbäume aus der letzten Saison schnell, intensiv und genau nach Frischbefall!“