Wasserspeicher Wald
09.06.2021, Sonthofen - Dieses Frühjahr herrscht keine Wassernot. Die Böden sind gesättigt vom vielen Niederschlag und die Grundwasserspeicher konnten sich weitestgehend auffüllen. Doch wenn die Niederschläge lange ausbleiben, ist die Wasserspeicherleistung der Böden von zentraler Bedeutung für Pflanzenwachstum und Trinkwasserbereitstellung. Die herausragende Leistung des Waldes in diesem Bereich kann am Revier Kürnach-Nord des Forstbetriebs Sonthofen der Bayerischen Staasforsten veranschaulicht werden:
Im Hohentanner Wald, Abteilung Butzenwald, befindet sich ein gut 21 Hektar großes, öffentliches Trinkwasserschutzgebiet, das einen Großteil der Anwesen von Walzlings, einem Ortsteil des Marktes Altusried versorgt. Die Wasserschutzzonen I, II und III schützen abgestuft den näheren Einzugsbereich der beiden Quellfassungen und stellen an die Waldbewirtschaftung und Holzernte erhöhte Anforderungen. Revierleiter Markus Pfleghardt, der den Staatswald hier pflegt, weiß: „Insbesondere was Bodenbeanspruchung oder den Umgang mit Boden gefährdenden Stoffen angeht, haben wir hier noch höhere Auflagen, als im restlichen Wald.“
Doch das Wasserschutzgebiet mit allen seinen Zonen deckt nur den sensibelsten Kernbereich ab. Die Einzugsgebiete sind um ein Vielfaches größer. Forstwirtschaft gehört zu den mit dem Trinkwasserschutz prinzipiell verträglichsten Nutzungsformen der Natur. Im Staatswald des Reviers Kürnach-Nord und dem südlichen Nachbarrevier zeigt sich das auch daran, dass neben dem öffentlichen Wasserschutzgebiet auch zahlreiche Quellen für private Anwesen liegen. Nochmal Förster Markus Pfleghardt: „Allein 16 Gestattungsverträge für Quellfassungen und Wasserleitungen sind in diesem Bereich gelistet!“
Allerdings ist nicht jeder Wald ein guter „Wasserwald“. Ein Wald kann nur dann viel Wasser speichern, wenn tief wurzelnde Bäume und Bodenlebewesen ein weit verzweigtes Hohlraumsystem schaffen, das dem Waldboden die Eigenschaften eines Schwamms verleiht: Er kann Wasser aufsaugen und gefiltert wieder abgeben. Eine entscheidende Rolle spielt dabei auch die Humusform. Dies ist einer der vielen Gründe, die besonders für Mischbestände sprechen.
Gestuft aufgebaute Mischwälder besitzen eine hohe Wasserspeicherkapazität. Neben Fichten wachsen dort vor allem auch die tiefwurzelnden Tannen, Ahorne, Buchen, Linden und Ulmen, die den Boden auflockern und durch ihre milde Laubstreu mächtige, grobporige Humuslagen bilden, in denen viele Regenwürmer leben.
Förster Markus Pfleghardt freut sich: „Solche Wälder können einerseits Hochwasserspitzen dämpfen und auch in längeren Trockenphasen – die wir leider zunehmend erwarten - sind sie andererseits in der Lage, die Bevölkerung aus nah und fern nachhaltig mit ausreichendem und sauber gefiltertem Trinkwasser zu versorgen.“