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BaySF_Magazin_Spessart_2012

D er M öbelschreiner Seine Möbel sind echte Charaktere: Schränke aus Kirschholz, Buffets aus Lärche, große, einladende Esstische, Betten mit „Naturkante“, also dem natürlich gewachsenen, unebenen Rand. Solche Unikate sind es, derentwegen Erhard Englert aus Neuhütten Schreiner geworden ist, ausschließlich davon leben kann er allerdings nicht. Zwischen­ durch müssen auch Alltagsaufträge erledigt wer­ den: Einbauschränke, Fassaden, Treppen, Verklei­ dungen. Aber sein Herz gilt den Möbeln, den Ein­ zelstücken, denen man ansieht, dass hier ein Naturstoff mit viel Liebe verarbeitet wurde. Lärche und Ulme sind seine Lieblingshölzer. Aus Lärche war schon sein Gesellenstück, zum Abschluss der Lehre in Mainaschaff. Ansonsten kommen ihm Eiche, Kirsche, Ahorn und manches andere unter den Hobel, Hölzer, die meist in der Region gewach­ sen sind. Ständig ist er auf der Suche nach „Aus­ nahmehölzern“, aus denen sich was Schönes machen lässt. Ein­ mal zum Beispiel, gab es diese Edelkastanie an der B 26, die hatte er schon lange im Auge, und plötzlich war sie weg. Also hat er sich erkundigt, wo sie hin­ gekommen ist. Sie war noch zu haben, da hat er sie gekauft. Englert, Jahrgang 1964, ist ein echter Spessarter, seine Familie seit Generationen hier ansässig. Die Entscheidung, selbstständig zu arbeiten, fiel nach einigen Berufsjahren mehr oder weniger zwangsläufig. „Ich habe den Arbeits­ platz nicht gefunden, der mir vorschwebte, also habe ich ihn mir selbst geschaffen“, erzählt er. Und seither lebt er sogar wieder in dem Haus, in dem er aufgewachsen ist: Pittoresk mit wildem Wein und Efeu bewachsen, steht es in der Orts­ mitte von Neuhütten. Und die Werkstatt ist gleich nebenan. Erhard Englert, 97843 Neuhütten, Tel.: 06020 84 32 D as S ä gewerk „Das Runde muss ins Eckige“, lautet ein beliebter Satz aus dem Fußball. Hier ließe sich abwandeln: Das Runde wird zum Eckigen. Direkt neben den frisch angelieferten, runden Stämmen, Nadelholz, fünf bis 19 Meter lang, Durchmesser 15 bis 38 Zen­ timeter, stehen die Stapel mit dem fertigen Kant­ holz zum Abtransport bereit. Ausgangs- und End­ produkt sinnfällig nebeneinander und beides auf den ersten Blick unverkennbar: Holz. Genauer: Nadelholz, darauf haben sie sich hier spezialisiert bei HMS-Holz in Kleinwallstadt. Und da das Unter­ nehmen seit mehr als einem Jahrhundert aus der Region nicht wegzudenken ist, ist es Ehrensache, dass das Holz überwiegend aus der näheren Um­ gebung kommt: aus den Wäldern von Spessart, Odenwald und Rhön, aber auch aus den südlich angrenzenden Landkreisen Baden-Württembergs, 150 000 Festmeter jedes Jahr. Holz ist wieder in – oder war es jemals out? „Die Steinzeit ist vorbei“, verkündet Firmenchef Heinrich Martin Seuffert, „Holz wird zunehmend im konstruktiven Holzbau eingesetzt“. Und das nicht nur für Dachstühle und ähnliches, sondern zum Bau von ganzen Häusern bis hin zu Dächern und Fassadenverkleidungen. Auch der Gartenbereich boomt, und für Verpa­ ckungen wie Paletten oder Kabeltrommeln wird Holz immer gebraucht. Das Material für all diese Verwendungen entsteht hier, an der hochmoder­ nen Spaner-Kreissägen-Profilieranlage, ein Mons­ trum als Wort ebenso wie als Maschine, die das Holz in allen nur denkbaren Richtungen so präzi­ se bearbeitet, dass es fast so glatt ist wie gehobelt: Schnitt­ holz, Kantholz, Vollholz, Bretter, Latten, geriffelt, profiliert, die Kanten ge­rundet oder gefast, tauchimprä­gniert oder kessel­ druckimprä­gniert. Ganz nach Kundenwunsch, denn der hat Priorität, und Flexibilität bei der Anpassung des Produktportfo­ lios ist ein Teil des Erfolgsge­ heimnisses. Ansonsten ist der beste Garant für Kontinuität der Familienbesitz. HMS existiert seit 1899, und der Chef ist nicht nur der Urenkel des Gründers, der der Firma seine Initialen verliehen hat, er heißt auch genau so: Heinrich Martin Seuffert. HMS-Holz, 63839 Kleinwallstadt, www.hms-holz.com D er H olzrechte- O bmann Ohne Wald kann Paul Mill nicht leben. Der Wald wiederum hat Paul Mill gut leben lassen, denn er hat lange Jahre den Beruf des Waldarbeiters aus­ geübt, oder des Forstwirts, wie es heute heißt. Paul Mill jedenfalls, ein zäher Mann mit gesunder Gesichtsfarbe, weißen Locken und weißem Schnurr­ bart, Jahrgang 44, seit 1958 im Wald zuhause, ist seit ein paar Jahren glücklich in Rente. Trotzdem arbeitet er immer noch im Wald. Ehrenamtlich. Als Obmann für Rechtholz und Selbstwerbung. Mit dem verhält es sich so: In weiten Teilen des Spes­ sarts hat jeder Haushalt das Recht auf eine be­ stimmte Menge Holz jährlich. Dünne Stöcke bis 4,9 Zentimeter Durchmesser sind kostenlos, grö­ ßere Stücke kosten 20 Euro der Raummeter. So­ weit die Theorie. In der Praxis muss das natürlich organisiert werden. (Weiter auf Seite 22) „Ich bin immer auf der Suche nach Ausnahme­ hölzern.“ E R H A R D E N G L E R T Möbelschreiner F orst & W irtschaft Die wenigsten Besucher der schönen Spessartwäl­ der werden das Gefühl haben, dass sie in einem Unternehmen spazieren gehen. Und dennoch ist das so: Das Produkt, das hier gewonnen wird, hat eine Nachfrage, die kontinuier­ lich wächst. Die Rede ist natürlich vom Produkt „Holz“ und den Bayeri­ schen Staatsforsten, die für die Bewirtschaftung der Wälder verantwortlich sind. Ohne die verlässli­ che Versorgung mit heimi­ schem Holz wären die holz­ verarbeitenden Kunden rund um die Spessartwäl­ der auf Importe angewie­ sen. Und ohne Gewinne aus dem Holzverkauf gingen Investitionen wie Wegebau, Naturschutz und Auffors­ tungen zu Lasten des Steu­ erzahlers. Zur erfolgreichen Forstwirtschaft gehört aber auch die Naturnähe der Bewirtschaftung. Sie sichert die ökologischen Bedingungen für gesunde und starke Spessartwäl­ der in der Zukunft. 16 Der Spessart H olzn u tz u ng

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