11. Juli 2025, Neureichenau - Die Klimaveränderung wird erlebbar – im Wald. Trockensommer, Stürme und Schädigungen durch Insekten setzen unseren Bäumen zu. Die größte Gefahr ist in der warmen Jahreszeit der Borkenkäfer, denn er bringt Fichten zum Absterben und vermehrt sich schnell. Am Forstbetrieb Neureichenau wird daher mit höchster Priorität am Schutz des Waldes gearbeitet. 

 

Auch wenn es derzeit etwas regnet - das laufende Kalenderjahr war bisher überdurchschnittlich trocken und warm. Es zählt lt. dem deutschen Wetterdienst zu den niederschlagsärmsten seit Aufzeichnung der Wetterdaten im Jahr 1881. Für die Waldbäume bedeutet das Stress, für die Schädlinge dagegen sind das gute Vermehrungsbedingungen. Insbesondere die an kühlere klimatische Bedingungen angepasste Fichte hat es schwer in solchen Zeiten. Auch wenn die Wälder zunehmend zu Mischwäldern umgebaut werden, ist die Fichte in den bayerischen Wäldern historisch bedingt noch immer weit verbreitet, auch auf den Flächen des Forstbetriebes Neureichenau rund um Passau.

 

Der Borkenkäfer ist mit seiner hohen Verbreitungsgeschwindigkeit eine große Gefahr für die Fichten in unseren Wäldern. Derzeit suchen alle Mitarbeiter des Forstbetriebs Neureichenau nach Käferbäumen, also Fichten, die von Borkenkäfern befallen sind. „Das hat für uns jetzt höchste Priorität“ sagt Linda Madl, Forstbetriebsleiterin am Forstbetrieb. „Denn der Borkenkäfer ist eine echte Bedrohung für unseren Wald. Würden die befallenen Bäume nicht konsequent entfernt, sähe der Wald in Kürze nicht mehr so aus, wie wir ihn kennen“.

 

Sind die Bäume gesund und ausreichend mit Wasser versorgt, können sich einbohrende Käfer mit Baumharz überschüttet und verklebt werden. Sind Bäume aber geschwächt, wie durch die aktuelle Trockenheit, können die Borkenkäfer die Barriere schnell überwinden. Zu erkennen ist der Befall am sogenanntes Bohrmehl, kaffeepulverähnlichen Krümeln an der Rinde und am Stammfuß der Bäume. Die Käfer bohren sich in die Rinde ein und legen Brutgänge für die nächste Generation an Käfern an. Damit unterbrechen sie die Nährstoffversorgung des Baumes. Bereits wenige Borkenkäfer können somit eine stattliche Fichte zum Absterben bringen.

 

Bei den sommerlichen Temperaturen benötigt der Borkenkäfer unter der Baumrinde für die Entwicklung vom Ei bis zum ausgewachsenen Käfer nur sechs Wochen. Dann fliegen die Jungkäfer aus und suchen sich neue Fichten, in denen sie für die nächste Generation an Borkenkäfern sorgen. Jedes Altkäferpaar kann bis zu hundert Nachkommen haben, von denen jeder in der nächsten Generation wieder bis zu hundert neue Käfer erzeugt. Unter günstigen Voraussetzungen können sich so über den Sommer hinweg bis zu drei Generationen mit Millionen Borkenkäfern entwickeln. 

 

„Um die Ausbreitung und damit das Absterben weiterer Fichten zu verhindern müssen befallene Bäume schnell gefunden, gefällt und aus dem Wald gebracht werden – bevor die nächste Generation ausfliegt.“ beschreibt Linda Madl das Vorgehen. „Ziel ist es, die befallenen Bäume innerhalb der sechs Wochen aus dem Wald zu bringen und damit eine Verbreitung der Käfer zu verhindern. Hier wird jede Hand gebraucht.“ Die Mitarbeiter am Forstbetrieb werden weiter Käferbäume suchen und fällen – bis im Herbst der Käfer in die Winterpause geht.

 

Für die Ernte der Bäume müssen kurzzeitig Waldwege für den Besucherverkehr gesperrt werden. Dies dient dem Schutz vor Unfallgefahren durch fallende Bäume und große Maschinen. „Wir bitten darum, diese Absperrungen unbedingt zu beachten und für die Erholung auf andere Wege im Wald auszuweichen. Nach Abschluss der Holzerntearbeiten werden die Wege wieder freigegeben. Eventuell entstandene Schäden an den Wegen werden zeitnah repariert.“, so Linda Madl. „Wir bitten um Verständnis für die Notwendigkeit der Maßnahmen.“

 

Forstbetrieb Neureichenau

Der Forstbetrieb Neureichenau bewirtschaftet eine Staatswaldfläche von rund 18.000 Hektar Staatswald in den Landkreisen Freyung-Grafenau und Passau. Große zusammenhängende Waldgebiete liegen im Bayerischen Wald und rund um Passau.

Die Waldbewirtschaftung orientiert sich an der Schaffung und Pflege klimastabiler Mischwälder für die Zukunft. Dabei wird die Bedeutung des Waldes für den Naturschutz und die Erholung berücksichtigt.