Dreilärchen

Durch konsequente Pflege der neuen Habitatstrukturen ist eine Neubesiedelung durch Kreuzotter nicht auszuschließen. (Foto: André Schönfeldt)

20. August 2025, Bad Brückenau/Unterebersbach – Im Forstrevier Unterebersbach des Forstbetriebes Bad Brückenau wurden von Herbst 2023 bis ins Frühjahr 2024 umfangreiche Waldnaturschutzmaßnahmen in der Abteilung Dreilärchen zur Habitatverbesserung für thermophile Reptilien durchgeführt. Die dort ehemals aufstockenden Fichtenbestände wurde in den 1990er Jahren stark von Sturmereignissen getroffen, wodurch große Kahlflächen entstanden sind, die einen idealen Lebensraum für Reptilien darstellten. Durch Sukzession und die natürliche Waldentwicklung haben sich diese Flächen im Laufe der Jahrzehnte wieder geschlossen und es waren nur noch lineare und verinselte Strukturen zu finden. Die wertvollen Lebensräume drohten gänzlich zu verschwinden, weshalb Handlungsbedarf geboten war. Hauptziel des Projektes war die Förderung und Schaffung von günstigen Biotopstrukturen für die Kreuzotter (Vipera berus) als streng geschützte Art nach §1 BArtSchV, die damit als Schirmart (umbrella species) fungierte. Des Weiteren soll durch die Schaffung geeigneter Sommer- und frostsicherer Winterlebensräume die gesamte heimische Herpetofauna (Gesamtheit aller Amphibien & Reptilien) gefördert werden, die wiederum die Nahrungsbasis der Kreuzotter darstellt. Durch die Neuanlage von Biotoptümpel mit aquatischer und amphibischer Vegetation profitieren zudem die heimischen Klein- und Großlibellenarten, sowie Wasserkäfer, diverse Würmer und Fliegen. Durch die bisher genannten Ziele werden gleichzeitig Biotope für die weitere Flora und Fauna der mageren und feuchten Offenland- und Waldstandorte geschaffen. Beispielhaft seien Jagdhabitate für Fledermäuse und Kleinstandorte für die aquatische und semiaquatische Flora genannt.

 

Konkret wurden folgende Maßnahmen umgesetzt: Vernetzung und Verbreiterung der vorhandenen Offenlandstrukturen sowie die Anlage eines buchtigen Waldrandes mit Hilfe eines Energieholzernters. Einmaliges Mulchen der Flächen, um die Mähbarkeit herzustellen, sodass die Flächen langfristig offengehalten und gepflegt werden können. Anlage von zwei Feuchtbiotopen mit Strukturelementen in Form von Lesesteinhaufen, Rohbodenstandorten und aufgestellten Wurzeltellern durch einen Kettenbagger. Aufschichten von Totholz- und Reisighaufen in regelmäßigen Abständen entlang der gesamten Projektfläche, die als Versteck-, Ruhe- und Jagdhabitat der Reptilien dienen.

 

Beteiligt an dem Projekt waren Axel Reichert (Naturschutzspezialist für Nordbayern der Bayerischen Staatsforsten AöR), der das naturschutzfachliche Konzept erstellte, André Schönfeldt als zuständiger Revierleiter, der für die Planung und Ausführung verantwortlich war, sowie die Firmen Messingschlager (Wiesenttal) und Glückler (Burkardroth), die mit der Bauausführung beauftragt worden sind. Das Projekt wurde mit Mitteln des Freistaates Bayern als sogenannte „besondere Gemeinwohlleistung (BGWL)“ gefördert und durch das Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (AELF) Bad Neustadt a.d.S. abgenommen.

 

Eine erst kürzlich durchgeführte Kreuzottersuche im Salzforst im Herbst 2024 und Frühjahr 2025, die von der Regierung von Unterfranken in Auftrag gegeben worden ist ergab leider keinen Nachweis, auf der Projektfläche. Durch konsequente Pflege der neuen Habitatstrukturen, wozu auch die jährliche Mahd mit hocheingestelltem Mähwerk durch einen örtlichen Landwirt zählt, werden diese aber langfristig attraktiv gehalten, weshalb eine Neubesiedelung durch Kreuzottern nicht auszuschließen ist. Sollte sich die Kreuzotter mittelfristig dennoch nicht einfinden, so profitieren doch zahlreiche weitere Arten der Lebensgemeinschaft von dieser Naturschutzmaßnahme.