
Der Alpenraum ist eines des sensibelsten Ökosysteme Bayerns. In den vergangenen Jahrzehnten entwickelte sich die Alpenregion zu einem wichtigen Erholungs- aber auch Wirtschaftsraum. Verkehrswege wurden ausgebaut, Siedlungen wurden erweitert und rückten so näher an die Berghänge heran. Die Schutzfunktionen des Waldes haben dadurch immer mehr an Bedeutung gewonnen.
Schutzfunktion des Bergwalds
Die Schutzfunktion der Bergwälder ist nur eine von vielen, deren Bedeutung für die Gesellschaft nicht hoch genug eingeschätzt werden kann.
Diese Wälder bieten nicht nur Schutz vor Naturgefahren wie:
- Lawinenabgängen,
- Steinschlägen,
- Muren oder
- Hochwasser,
sondern verhindern auch die Erosion des Waldbodens.
Darüber hinaus sind sie Lebensraum und Rückzugsort für eine Vielzahl oftmals seltener Tiere und Pflanzen. In den Bergwäldern finden Hunderttausende Menschen Erholung und eine Möglichkeit zur sportlichen Betätigung. Gleichzeitig produzieren diese Wälder den wertvollen und klimafreundlichen Rohstoff Holz, dessen nachhaltige Nutzung vielen Menschen Arbeit bietet.
Die Bayerischen Staatsforsten tragen die Verantwortung für einen Großteil der Bergwälder im bayerischen Alpenraum. Insgesamt 140.000 Hektar Bergwald werden durch sieben Gebirgsforstbetriebe bewirtschaftet, davon liegen etwa 97.000 Hektar im gesetzlichen Schutzwald. Dazu kommen Latschenfelder, Moore und Felsregionen.

Mitarbeiter der Bayerischen Staatsforsten im Einsatz für den Bergwaldschutz (Foto: Stefan Wiebel).
Aufgaben der Bergwaldbewirtschaftung
Zu den wesentlichen Aufgaben der Bergwaldbewirtschaftung gehört die Schutzwaldpflege, also die Sicherung und Verbesserung der Schutzfunktionen des Bergwaldes. Auf Flächen, wo die Schutzfähigkeit nur noch unzureichend gegeben und die natürliche Regenerationsfähigkeit der Schutzwälder gestört ist, sanieren wir in Zusammenarbeit mit der Bayerischen Forstverwaltung die Wälder durch Pflanzungen. Die Forstverwaltung erstellt die Planungen, die Bayerischen Staatsforsten setzt diese um und der Freistaat Bayern finanziert die dem Gemeinwohl dienenden Maßnahmen.
Das waldbauliche Leitbild ist der von Natur aus vorkommende Bergmischwald. Er setzt sich aus folgenden Hauptbaumarten zusammen:
- Fichte,
- Buche,
- Tanne
- sowie weiteren Mischbaumarten, wie Bergahorn, Esche, Ulme und Lärche.
Auch auf Sonderstandorten und in der subalpinen Höhenstufe, wo von Natur aus kein Bergmischwald auftritt, stellt die jeweilige natürliche Waldgesellschaft das waldbauliche Leitbild dar. Neben der besonderen Naturnähe der Bestockung soll der Bergwald in ausgeprägtem Maße Ungleichaltrigkeit und Strukturreichtum sowie auf möglichst großer Fläche eine zielgemäße Vorausverjüngung aufweisen. Ein solcher dauerwaldartiger Aufbau lässt eine gute Stabilität, Resistenz gegen bzw. Resilienz bei Störungen und die notwendige Anpassungsfähigkeit gegenüber den Veränderungen im Zuge des Klimawandels erwarten.
Nachdem der Bergwald so viele verschiedene Funktionen erfüllt, müssen bei seiner Bewirtschaftung eine Vielzahl von Aspekten berücksichtigt werden, die sich in den Grundsätzen der Bergwaldbewirtschaftung der Bayerischen Staatsforsten widerspiegeln.
Der stabile und klimatolerante Bergwald

Herausforderungen
Die Verjüngungspflanzen der Waldbäume im Bergwald sind besonderen Herausforderungen ausgesetzt:
- Ein raues Klima,
- Eine kurze Vegetationsperiode,
- Schneegleiten und
- oft sehr flachgründige Felsstandorte
Diese Herausforderungen erschweren den jungen Bäumen das Wachstum, so dass es oft viele Jahre bis Jahrzehnte dauert, bis sie aus dem durch Schalenwildverbiss gefährdeten Höhenbereich herauswachsen können. Aufgrund dieses langsamen Wachstums kann sich bereits ein vergleichsweise niedriger Verbiss deutlich auf die Verjüngung der Bergwälder auswirken. Um die Pflanzen vor Verbiss durch Wildtiere zu schützen, ist die Regulierung des Wildbestands im Gebirge deshalb von besonderer Bedeutung.

Die Abbildung macht das langsame Wachstum der jungen Bäumchen auf flachgründigen Standorten deutlich. Sie zeigt eine Ahornpflanze, die 23 cm hoch ist. Anhand der Internodien lässt sich relativ präzise feststellen, dass sie mindestens 17 Jahre alt ist. (Foto: S. Höllerl, aus Binder & Höllerl, (2018))