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Rettungshunde - Spezialisten im Wald

Hündin Kanji vor „Opfer“ Maria Waibl

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Ein Samstagnachmittag am Waldrand von Burgwallbach – mehrere Fahrzeuge kommen angefahren, Personen steigen aus und man kann vereinzelt Hundegebell aus den Kofferräumen hören. Was auf den ersten Blick eine Gassirunde im Wald sein könnte, stellt sich spätestens nach Eintreffen eines Einsatzfahrzeugs des Bayerischen Roten Kreuzes als wöchentliches Training der Rettungshundestaffel Rhön-Grabfeld heraus.

An diesem Wochenende wird im Revier Burgwallbach geübt – einem Staatswaldrevier des Forstbetriebs Bad Brückenau. Revierleiterin Miriam Langenbucher darf heute endlich auch Bekanntschaft mit den ehrenamtlichen Hundeführern machen, die in regelmäßigen Abständen im Wald für Ihre Einsätze üben.

In der Rettungshundestaffel Rhön-Grabfeld engagieren sich sowohl aktive Hundeführer als auch erfahrene Helfer. Vier geprüfte Hunde sind im Einsatz und 17 Hunde befinden sich in der Ausbildung. Die Prüfung gilt für zwei Jahre und muss dann wiederholt werden – nur geprüfte Hunde dürfen an Polizeieinsätzen teilnehmen. An diesem Wochenende simulieren vier Hundeführerinnen und zwei Hundeführer bzw. Einsatzleiter den Ernstfall und Prüfungssituationen.

Als erstes starten Hündin Kanji mit Hundeführerin Verena Ferrari. Sie simuliert einen sogenannten Verweistest: Der Hund muss eine verunfallte Person finden und deren Position seinem Hundeführer anzeigen. Entweder der Hund läuft von der gefundenen Person zurück zu seinem Hundeführer und motiviert ihn ihm zu folgen oder er trägt ein sogenanntes „Bringsel“ an seiner Halsung und nimmt dieses ins Maul, um zu zeigen, dass er jemanden gefunden hat. In diesem Fall zeigt sich die dritte Variante – Kanji findet das „Opfer“ Maria Waibl und bellt so lange, bis das Frauchen zu ihr gelaufen ist und der verletzten Person helfen kann. Kanji absolviert diese Übung mit Bravour und wird im Anschluss ausgiebig gelobt und bestärkt.

In der Hundestaffel gibt es zwei Kategorien an Rettungshunden, erläutert Hundeführerin Alexandra Klinger:

  • Die sogenannten Flächensuchhunde arbeiten eine zugewiesene Parzelle durch. Dabei geht der Hundeführer mit dem Suchhund und mindestens einem Helfer, der auch als Einweiser mit Karte fungiert, durch die Fläche. Die Suche ist dabei eher unspezifisch – sobald der Hund eine beliebige verletzte Person findet, schlägt er an.
  • Mantrailing-Hunde wiederum sind darauf trainiert, eine spezifische Suche nach der Spur einer bestimmten Person durch zu führen. Der Hund bekommt hierzu einen Gegenstand der vermissten Person, der nur deren Geruch besitzen darf, um die Witterung auf zu nehmen. Klassischer Einsatzbereich sind Vermisstenfälle.

In der Einsatzroutine kann es sinnvoll sein, je nachdem wie die Ausgangssituation ist, beide Hundekategorien nacheinander ein zu setzen, um deren jeweiligen Vorteile optimal zu nutzen.

Die Rettungshundestaffel arbeitet aktuell mit geprüften Flächensuchhunden und weitet jetzt ihre Kompetenz auch in Sachen Mantrailing aus. Drei Hundebesitzer der Staffel widmen sich momentan diesem neuen Aufgabenbereich.

Im Notfall arbeiten im näheren Einzugsbereich bis zu 5 BRK Staffeln zusammen, u.a. Bad Kissingen, Schweinfurt (sowie Johanniter Unfallhilfe und Arbeiter Samariter Bund) und Haßberge. Im ILS-Bereich Schweinfurt werden nur Staffeln von BOS (Behörden und Organisationen mit Sicherheitsaufgaben) alarmiert, keine Privatstaffeln.

„Ungefähr 90 % aller Einsätze finden nachts statt, manchmal aber auch tagsüber. Da der Großteil berufstätig ist oder auch durch Urlaub/ Krankheit, etc. nicht alle Hundeführer oder auch Hunde einsatzbereit sind, ist die Kooperation der Staffeln untereinander enorm wichtig“, erläutert Einsatzleiter Thomas Klett.

Im vergangenen Jahr hat die Rettungshundestaffel rund 25 Einsätze, neben ihrem Haupteinsatzgebiet Rhön – Grabfeld, auch in den Landkreisen Würzburg, Haßberge, Coburg und Bad Kissingen begleitet. Unterstützt wird die Rettungshundestaffel als Einsatzgruppe des Roten Kreuzes über den Kreisverband u.a. mit Ausbildungsgeräten für die Hunde, neue Helme für die Hundeführer oder benötigte Geräte für das ausgemusterte, ehemalige Sanitätsfahrzeug, dass nun der Hundestaffel entsprechend modifiziert als Fahrzeug dient.

Das hohe Engagement und die Einsatzbereitschaft der Teams zeigt sich auch beim Training, das nahezu wöchentlich im Wechsel in bis zu 12 Suchgebieten stattfindet. Die Suchgebiete sollen dabei eine möglichst große Bandbreite an unterschiedlichen Umgebungen (Wiese, Wald, Stadt, etc.) abbilden, wie es im realen Einsatz auch der Fall sein könnte. Heute eben auch im Staatswald. In der Regel werden die Suchgebiete einmal im Quartal zu Übungszwecken aufgesucht. „Die Zusammenarbeit läuft hier hervorragend, ich bekomme immer rechtzeitig eine Anfrage von Thomas Klett und kann so die Übungen der Hundestaffel sehr gut mit unseren Belangen der Staatswaldbewirtschaftung in Einklang bringen. Außerdem unterstützen wir sehr gerne diese anspruchsvolle Tätigkeit, kann Sie doch auch jedem im Forst arbeitenden Arbeitnehmer oder auch den Waldbesuchern möglicherweise einmal das Leben retten“, freut sich Revierleiterin Miriam Langenbucher.  

Zwischenzeitlich zeigt Kanji, die kurz vor der Prüfung steht, ihre Fähigkeiten beim Gehorsamkeitstest – sie absolviert einen freien Parcours, bei dem sie unterschiedliche Befehle von Ihrer Hundeführerin ausführen muss. Hier zeigt sich, wie eng der Hund kooperiert und ob er auch bei Ablenkung durch andere Hunde oder Situationen diese Zusammenarbeit aufrechterhält. Die Übung klappt gut und es geht weiter zur nächsten Station.

Thomas Klett und Miriam Langenbucher setzen sich etwas verdeckt im Wald auf eine Isomatte und dann darf zuerst Flächensuchhund Hailey mit Hundeführerin Alexandra Klinger und danach Joker mit Hundeführerin Maria Waibl das Gelernte zeigen. Dazu wird der Hund geschickt und läuft in Bögen die Waldparzelle durch, um das „Opfer“ zu finden. Richard Wagner fungiert bei dieser Übung als Navigationsystem für den Hundeführer, um im richtigen Bereich zu suchen. Hailey findet innerhalb kurzer Zeit die beiden „Verletzten“ Thomas Klett und Miriam Langenbucher. Bei dem sicherlich nicht leichten Terrain und zahlreichen Wildfährten, sowie dem sich ständig verschlechternden Wetter an diesem Samstag, zeigen die Hunde Bestleistung.

Im Gespräch mit Maria Waibl und Ida Storch zeigt sich, dass die Hunde der Rettungshundestaffel viele Gemeinsamkeiten mit den vierbeinigen Jagdhelfern und Nachsuchenspezialisten in Wald und Forst haben. Die Themen Gehorsamkeit, die wichtige enge Zusammenarbeit mit dem Hundeführer und die anstrengende Fährtenarbeit, trotz Verleitungen durch andere Gerüche und teilweise mehrerer Stunden alter Spuren, eint diese auf den ersten Blick so unterschiedlichen Einsatzbereiche und zeigt, welche hervorragenden Leistungen ein eingespieltes Team erbringen kann.

Beeindruckt vom Erlebten und um einige Eindrücke reicher, verabschiedet sich die Revierleiterin und bekräftigt ihren Wunsch, auch in Zukunft diese Kooperation aufrecht zu erhalten.

Informationen zur Rettungshundestaffel Rhön-Grabfeld.

Informationen zu den Bayerischen Staatsforsten finden sich unter: www.baysf.de