Headerimage

Mit Nachbarschaftshilfe in den Klimawandel

15 fleißige Forstwirte aus den Forstbetrieben Flossenbürg und Schnaittenbach unterstützen nachbarschaftlich den Burglengenfelder Waldumbau. (rechts Forstbetriebsleiter Thomas Verron, links hinten Servicestellenleiter Harald Hölzl) Foto: Martin Lehmeier, BaySF

Download

Staatsforsten forcieren Douglasien-, Tannen- und Eicheneinbringung

(Pittersberg 12. März 2019) – Pittersberg. Frühjahr ist Hauptpflanzzeit. Aus dem schneereichen Winter heraus präsentieren sich gute Pflanz- und Anwuchsbedingungen. Der Waldboden ist gut durchfeuchtet. Deshalb nutzen die Bayerischen Staatsforsten derzeit alle Möglichkeiten der Neuanpflanzung. Es bleibt nur ein kurzes Zeitfenster von rund sechs Wochen bis zum Blattaustrieb. Mit aller Macht bringen derzeit 35 Waldfacharbeiter der Bayerischen Staatsforsten den Baumnachwuchs aus Tannen, Douglasien, Eichen und Buchen in den Boden. Dabei bekommen die 20 Forstwirte aus dem Forstbetrieb Burglengenfeld unterstützende Hilfe in nahezu gleicher Stärke aus den Nachbarbetrieben Flossenbürg und Schnaittenbach. Nur so kann das riesige Pflanzvolumen rechtzeitig in den Boden kommen. Servicestellenleiter Harald Hölzl hat die Pflanzplanung mit seinen Nachbarkollegen so abgesprochen. Da sich die Bayerischen Staatsforsten derzeit im Holzeinschlag stark zurückhalten haben die Nachbarbetriebe Luft für diese Unterstützung.

In diesem Frühjahr gilt es, die noch feuchte Zeit schnellstens zu nutzen. „Deswegen sind momentan alle Mann an Deck und pflanzen in einer Mammutaktion“, lobt Forstbetriebsleiter Thomas Verron den vollen Einsatz seiner Leute. Er begrüßte an der östlichen Landkreisgrenze bei Pittersberg in einer Eichenpflanzung im Lambertsberg die neu angekommenen Nachbarschaftshelfer. Je nach Pflanzengröße pflanzt jeder Forstprofi etwa 30 bis 60 Pflanzen pro Stunde. In dieser Frühjahrssaison müssen rund 200.000 Pflanzen in den Waldboden kommen. Aber nicht nur Quantität, sondern auch Qualität zählt beim Pflanzen. Schließlich muss die Wurzel gut anwachsen und sich vor allem für einen später festen Stand in die Tiefe orientieren. Douglasien werden mit Ballencontainer als Starthilfe gesetzt. Dieses aus Nordamerika stammende Nadelholz kann in gewissem Umfang aufgrund ihrer größeren Klimatoleranz die Fichte ersetzen. Alle anderen Nadelhölzer stellen sich aus Naturverjüngung ein.

Die genannten Baumarten sollen die widerstandsfähigsten für den eingeläuteten Klimawandel sein. Spürbar ist dieser an den bereits erlebten länger anhaltenden warmen Trockenphasen. Ein kräftiger Regenguss zum Angießen der frisch gesetzten Pflänzchen tut daher gerade jetzt bitter Not. Dann ist nicht alle Mühe umsonst gewesen.

Der ehemalige Brotbaum des Waldbesitzes, die Fichte, verabschiedet sich zunehmend aus dem hier eher sehr niederschlagsarmen Raum. Die dürstende Fichte wird zudem leicht schwächelnd vom Borkenkäfer angepackt. Deutliche Weiser sind die rotbraun werdenden Kronen. Was tun, um diese Verluste auszugleichen? Die einzige Chance wird in der Vorausschau auf die klimatischen Veränderungen gesehen. Hierfür entwickelten Wissenschaftler Baumarteneignungsprofile. Dabei stellen sich Buche, Eiche, Tanne und Douglasie als die für unseren Raum passensten Baumarten heraus. Für sie werden die Wuchsbedingungen im Zuge des Klimawandels eher noch besser werden. Trockenheitsliebende Edellaubhölzer wie die Elsbeere oder der Spitzahorn stehen da nicht weit nach. Auch auf die trockenheitstolerante Kiefer soll nicht verzichtet werden. Grund genug für die Bayerischen Staatsforsten, sich in der neuen Waldgeneration auf diese Baumartenmischung zu konzentrieren.

Dabei prägend sind vor allem die Laubhölzer der von Natur aus in der Region vorherrschenden Waldgesellschaften. Der Ursprung ist in einer länger andauernden Zwischenphase durch menschliche Einflüsse wie die Eisenindustrie und das Streurechen verändert worden. Heute weist ein klarer Weg zurück zur Natur. „Vorausschauend haben wir Forstleute bereits seit über 30 Jahren durch permanente Laubholzpflanzung in die vorwiegend reinen Nadelholzwälder entsprechende Zukunftsvorsorge betrieben. Dies kann der Waldbesucher aller Orten erleben“, so Verron.

Mit der Pflanzung allein ist es aber oftmals nicht getan. Für die Laubholzinvestition ist bei der verbissempfindlichen Eiche Zaunschutz notwendig. Der Wildbestand ist trotz aller Schwierigkeiten und Diskussionen im Einwirkungsbereich der Bayerischen Staatsforsten den waldbaulichen Bedingungen angepasst. Dennoch picken sich Rehe als Nahrungsselektierer die schmackhaften Tannen und Buchen heraus. Um Einzelschutz an deren Terminalknospe mit Clips oder streichbarem Verbissschutzmittel auf rehwildvergrämender Schafsfettbasis kommt man deswegen manchmal nicht herum. Die Douglasie wird zur Gehörnbildung im Frühjahr äußerst gerne vom Rehbock verfegt und schwer geschädigt. Ein mehrjähriger Fegeschutz ist von daher unverzichtbar. Revierleiter Alexander Krause muss deshalb seine Kulturflächen über Jahre im Auge behalten. „Mit Büschl pelzen allein, ist’s in Richtung Waldumbau Klimawandel nicht getan“, so sein Fazit. „Da muss dann auch der Jagdpächter mitspielen.“