Headerimage

Holzeinschlag im Dienst der Wissenschaft

Forstwirt Hermann Karg beim Absägen der Stammscheiben (Foto: Rainer Ruf, BaySF)

Download

Wertach, 18.10.2018 – Im Staatswaldgebiet Großer Wald läuft derzeit ein Holzeinschlag durch Forstwirte des Forstbetriebes Sonthofen. Dies wäre nichts Besonderes, wenn es sich hier nicht um einen Forschungsbestand der Waldklimastation handeln würde.

Auf Beschluss des Bayerischen Landtages betreibt die Landesanstalt für Wald- und Forstwirtschaft seit fast 30 Jahren Waldklimastationen in typischen Waldregionen Bayerns. An derzeit 19 Stationen werden über ganz Bayern verteilt die wechselnden Umwelteinflüsse der Witterung oder von Luftschadstoffen auf die physikalischen, chemischen und biologischen Lebensabläufe im Wald beobachtet, dokumentiert und bewertet.

Eine dieser Waldklimastationen liegt im Staatswaldrevier Großer Wald ca. 4 km südwestlich von Wertach. Auf ca. 1200 m Höhe werden meteorologische Daten erhoben, Niederschlags- und Bodenwasserproben genommen. Direkt daneben ist ein Fichtenaltholz als Forschungsbestand ausgewiesen: Hier sind alle Bäume vermessen und ihr Wachstumsverhalten wird untersucht.

Der Forschungsbestand soll aber auch ganz regulär forstlich bewirtschaftet werden. Dies bedeutet, dass in regelmäßigen Abständen Bäume entnommen werden und Holz geerntet wird. „Vor 12 Jahren haben wir diesen Fichtenbestand das letzte Mal durchforstet. Deshalb steht jetzt aktuell wieder eine Hiebsmaßnahme an“, erläutert der örtlich zuständige Revierförster Rainer Ruf. „Diesmal werden die Bäume in kleinen Gruppen entnommen, damit danach Weißtannen und Buchen gepflanzt werden können. Langfristig soll aus dem Fichtenwald ein Bergmischwald entstehen.“

Im Zuge des Holzeinschlages werden auch im Forschungsbestand Bäume entnommen. Bei 10 ausgewählten Bäumen werden je 4 Stammscheiben aus definierten Höhen herausgesägt und der Landesanstalt für Wald- und Forstwirtschaft für wissenschaftliche Auswertungen zur Verfügung gestellt. Eine Mitarbeiterin berichtet: „Beim Dickenwachstum legen Bäume Jahresringe an, die in Abhängigkeit der Witterung breiter oder schmäler sein können. Wir sehen anhand der Jahresringbreiten Auswirkungen der Umwelteinflüsse auf den Waldbestand. So hat sich zum Beispiel bei der Auswertung von Baumscheiben einer anderen Waldklimastation das Trockenjahr 1976 mit sehr geringem Zuwachs niedergeschlagen. Ich bin gespannt, ob das hier auch der Fall ist.“

Sonthofens Staatsforsten-Chef Jann Oetting freut sich über die gute Zusammenarbeit mit der Forstverwaltung: „Die Bayerischen Staatsforsten stellen Waldflächen für wissenschaftliche Untersuchungen zur Verfügung und unterstützen wie in diesem Fall deren Mitarbeiter. Im Gegenzug können wir auf die wissenschaftlichen Auswertungen zugreifen und Rückschlüsse für die forstliche Praxis ziehen. Das ist ganz wichtig für unsere tägliche Arbeit!“