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BaySF_Magazin_Spessart_2012

Wie kam es zu diesem hohen Eichenanteil? Das Gebiet war rund 800 Jahre lang – von 1000 bis 1800 – im Besitz der Erzbischöfe und Kurfürs­ ten von Mainz und wurde vornehmlich zur Jagd genutzt. In dieser Zeit wurde hauptsächlich Laub­ holz gehalten, um die Früchte zur Mast für das Wild zu nutzen. So ist es zur Eichen- und Buchen­ tra­dition im Spessart gekommen. Später wurden große Flächen gerodet und für Besiedlungen auf­ gelichtet. Dabei hat sich die Eiche natürlich auch verjüngt. Dann ist man dazu übergegangen, der Eiche künstlich durch Saaten nachzuhelfen. Stellt der Spessart besondere Ansprüche an den Waldbau? Der Spessart ist für den Naturschutz ein beson­ ders wertvolles Gebiet. Das bedarf dann schon besonderer waldbaulicher Behandlung. Es gibt hier auch besondere Naturschutzkonzepte. Der Forstbetrieb Rothenbuch zum Beispiel hat solche Naturschutzkonzepte als erster in Bayern erar­ beitet. Wir arbeiten nach diesem Konzept schon seit 25 Jahren. Wie halten Sie es denn mit dem „Schützen und Nutzen“? Wir versuchen in unseren Naturschutzkonzep­ ten, dieses Prinzip des „Schützens und Nutzens“ in Übereinstimmung zu bringen. Ich halte es für eine sehr gute Lösung, beides – das Schützen und das Nutzen – auf die ganze Fläche zu übertragen. Man isoliert dann das eine nicht von dem anderen. Alles ist dann mit allem vernetzt. Ich kann so im konkreten Fall vor Ort entscheiden, ob es das Bes­ sere ist, einen Baum zu nutzen oder ob er für den Naturschutz den größeren Wert hat. Wir reden jetzt über „integrierte Waldbewirt­ schaftung“? Richtig. Ist das Bewusstsein der Bevölkerung für Nach­ haltigkeit im Spessart besonders ausgeprägt? Das kann man sagen. Die Menschen bezeichnen das hier ja als „ihren Wald“. Da ist eine ganz be­ sondere Beziehung da. Sie sind stolz auf ihre im­ posanten Eichen- und Buchenwälder und wissen, dass das die Leistung vieler Förstergenerationen war, die diesen Wald geschaffen haben. „Wirtshaus im Spessart“ nicht mehr ganz so po­ pulär ist. Die Vielfalt der Interessen ist groß. Gleich ob Spazierengehen, Wandern, Fahrradfahren, Pil­ ze sammeln, Vogelbeobachtung, Naturschutzin­ teressen und vieles mehr. Wie verträgt sich der „Erholungsdruck“ mit den forstwirtschaftlichen Belangen? Im Großen und Ganzen sehr gut. Bei Holzernte­ maßnahmen haben wir es allerdings nicht immer leicht, gerade weil wir mit erholungsfreundlichen Wanderwegnetzen, Radwegnetzen und sonstigen Angeboten so gut ausgestattet sind. Da arbeiten wir mit Umleitungsschildern und Infotafeln und versuchen, rechtzeitig zu informieren. Aber im Wald ist es wie überall sonst: Wenn man unter­ schiedliche Interessen hat, muss man miteinander reden. Wichtig ist der Dialog und das Wissen, was der andere tut. Wenn Sie uns einen Tipp geben wollten, wo man ein schönes langes Wochenende verbringen sollte, dann wäre das …? Natürlich in Heigenbrücken. Ich zitiere: „Eine lie­ benswerte und landschaftlich sehr schöne Regi­ on. Die herrlichen Spessartwälder umrahmen die ruhige Landschaft. Wer hier Urlaub oder Freizeit verbringt, findet viele erholsame Angebote und reichlich Abwechslung.“ (lacht) Wir haben echt viel zu bieten. Einen Kletterwald, ein Natur­ schwimmbad, viele schöne Wanderwege, die gut beschildert sind, in allen Schwierigkeitsgra- den. Bei jedem Wetter und jeder Jahreszeit. In meinem Revier gibt’s im Winter auch einen Schi­ lift und Loipen. Und was ist das, ein „Naturschwimmbad“? Neben dem eigentlichen Schwimmbecken gibt es ein „technisches Feuchtgebiet“, in welchem mit Schilf, Sand, Kies und einem Feinfilter das Wasser auf natürliche Art gereinigt und glasklar aufbe­ reitet wird. Es gibt also keine Chemie im Wasser. Dies ist ideal für Kleinkinder und Allergiker. F R A N Z W A G N E R Was ist das Besondere an einem Revier im Spessart? Eines der wichtigsten unterscheidenden Merk­male ist, dass hier die Buche im Optimum ist. Was heißt das, die Buche ist im Optimum? Die Buche hat bei uns die besten Voraussetzungen, die besten Wuchsbedingungen. Durch das Klima, durch die Niederschläge, durch den Boden – in jeder Hinsicht. Der sehr hohe Buchenanteil ist also die eine Besonderheit des Spessart-Reviers. Die zweite Besonderheit ist der hohe Eichenanteil von 20 bis 25 Prozent, der hier auf einen entsprechen­ den Furnierbedarf trifft. B er u fsehre Wenn Besucher die Wälder des Spessarts als „Natur pur“ empfinden, dann neh­ men wir das als Kompli­ ment für die Generationen von Förstern, die diese Kulturlandschaft geschaf­ fen haben. In der Tat: Selbstverständlich sind so schöne Ergebnisse wie die Buchen- und Eichen­ wälder im Spessart nicht. Dabei zeichnet sich die Forstwirtschaft in der Regi­ on nicht nur wegen ihrer Naturnähe aus, sie ist auch ertragreich. Und das ist es, was gelungene Forst­ wirtschaft eigentlich aus­ macht: Wirtschaftlich erfolgreich sein und dabei Natur zu bewahren. Die Förster in den Spessart­ wäldern beherrschen die­ sen schwierigen Spagat. Sie sind Langzeitdenker und haben das richtige Fin­ gerspitzengefühl. Sie füh­ len sich der Tradition ver­ pflichtet und arbeiten mit moderner EDV-Technik. Sie tragen hohe Verantwor­ tung und schaffen die Wälder von Morgen. Sie lieben ihren Beruf. 35Der Spessart W aldarbeit

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