Please activate JavaScript!
Please install Adobe Flash Player, click here for download

BaySF_Magazin_Spessart_2012

D as F u rnierwerk Eine eigentümliche Faszination geht von dem Werk aus, das in Hafenlohr in den Mainwiesen liegt. Vielleicht liegt es an dem großen, spitz­ giebeligen Holzgebäude, das einem als erstes ins Auge fällt und das im Jahr 1936 als reines Holz­ bauwerk ohne ein einziges Stück Eisen (!) errich­ tet wurde. Vielleicht liegt es daran, dass die Firma Heinrich Mehling über 100 Jahre alt ist und sich immer noch auf dem Markt behauptet, vielleicht auch an ihrem Hauptprodukt, dem hoch­wertigsten, was man industriell aus Holz her­ stellen kann: Furnier aus Edelhölzern, vor allem Eiche. Ein Naturprodukt zwar, aber gefertigt mit industrieller Präzision und handwerklichem Kön­ nen zugleich, was dem Produktionsprozess eine starke sinnliche Note gibt. Schon bei der Entrin­ dung, wo die Stämme auch vermessen und klas­ sifiziert werden, kann man ihn riechen: Ein schar­ fer, säuerlicher Geruch. So riecht nur Eiche. Dann die Ent­rindungsmaschine selbst, die die Rinde von den Stämmen fräst wie ein großes, gefährli­ ches Tier. Archaisch wirken auch die Dämpfgru­ ben, in denen die Eichenstämme mehrere Tage lang „gekocht“ werden, bis die Wärme und die Feuchtigkeit auch in die letzte Faser gedrungen sind. Sonst wäre es gar nicht möglich, das Fur- nier in so dünnen Schichten von den Stämmen zu messern. Und genau das geschieht in der Messer-Halle, dem Herzstück der Produktion. Das „Messer“ ist eine Art Hobel, der, von großen Schwungrädern angetrieben, in einer einzigen Bewegung über den Eichenblock saust und dabei über die ganze Länge eine millimeterdünne Lage messert, die sofort von zwei Arbeitern behutsam aufgenommen und auf dem Stapel abgelegt wird. Ein Wunder der Natur und der Technik, dass das überhaupt möglich ist. Den ganzen Trocknungs­ prozess hindurch bleiben immer die Lagen auf- oder nebeneinander liegen, die auch im Stamm (und vorher im lebenden Baum) nebeneinander­ lagen. So können später mit der Maserung gezielt symmetrische Muster erzeugt werden. Mehling ist einer von ganz wenigen Herstellern, die das Furnier noch von Luft trocknen lassen – eben in jenem dreistöckigen Holzbau von 1936 –, wodurch es einen schönen, hellen Farbton bekommt. Der Aufwand lohnt sich: Das Furnier vom Spessart­ rand hat seine feste Nische auf einem umkämpf­ ten Markt. Heinrich Mehling, 97840 Hafenlohr (Main) www.mehling.de Industrie oder Hand- werk? Beides. Wer Furnier herstellt wie die Firma Mehling in Hafenlohr, der muss viel vom Holz ver­ stehen, aber er braucht auch grobe Maschinen wie die Entrindungsanlage (rechts und links unten), die die riesigen Stämme von der groben Rinde befreit. 23Der Spessart H olzn u tz u ng

Pages