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BaySF_Magazin_Spessart_2012

Es kann ja nicht jeder einfach in den Wald laufen und Holz auf­ klauben. Einer, der sich auskennt im Wald, muss den Leuten ein Gebiet zuteilen, zum richtigen Zeitpunkt, und ihnen sagen, was sie dürfen und was nicht. Mill geht durch den Wald und erklärt die Bäume, das Holz: Rundholz, Spaltholz, Oberholz. Die Holz­ rechte werden eifrig genutzt. Eine Tradition, die lebt. D er L osholz- N u tzer Stefan Schmitt ist schon als Kind in Sackenbach immer mitgegangen, um Holz zu machen. Die Fa­ milie besaß ein Stück Wald, da gehörte das dazu. Heute ist er 47 und arbeitet als Hausmeister am Gymnasium in Lohr, und er geht immer noch in den Wald. Nicht nur in den eigenen, er nutzt auch das sogenannte Losholz im Staatswald. Dazu be­ kommt man vom Revierleiter ein Los zugewiesen, aus dem darf man sich das Holz, das nach dem Einschlag übriggeblieben ist, herausholen. Was gar nicht so einfach ist, wenn es sich um schwie­ riges Gelände handelt. Und wer sein Holz mit der Motorsäge aufarbeitet, muss heutzutage auch einen Kurs gemacht haben, den „Motorsägen­ führerschein“, und Schutzkleidung mit Helm tra- gen. Das wird auch kontrolliert und es schränkt den Kreis der Leute in gewissem Maß ein. Stefan Schmitt möchte die Arbeit nicht missen. „Das ist einfach schön, Holz zu machen“, sagt er, „am Samstag rauszugehen, sich in der Natur zu bewe­ gen. Es ist ein guter Ausgleich zum Beruf.“ Brennholz aus dem Staatswald: www.wald-im-spessart/forstwirtschaft/brennholz D ie P apier- u nd Z E L L S T O F F F A B R I K Ausgerechnet Buche! Naja, passt irgendwie, denkt man, schließlich kommen ja später Buch­ staben auf das Papier, und das eine oder andere Buch wird auch draus gemacht. Trotzdem ist man erstmal erstaunt, was die Papierfabrik Sappi Stockstadt als Hauptrohstoff verwendet: Buchen­ holz aus heimischen Wäldern. Aus Spessart, Odenwald, Rhön, rund 100 000 Festmeter jährlich allein aus Unterfranken, davon zwei Drittel von den Bayerischen Staatsforsten und ein Drittel aus Kommunal- und Privatwald. Regionales Wirt­ schaften ist dem Unternehmen, das seit 1898 in Stockstadt ansässig ist, wichtig. Alles an­dere wäre auch unökonomisch. „Aber es hat auch einen technischen Grund, das mit der Buche“, erklärt Geschäftsführer Chris­tian Dieters­hagen: Zellstoff aus Buchenholz liefert kurze, gleichmäßige Fasern, und das daraus hergestellte Papier hat eine gute Oberfläche, die sich gut „streichen“ lässt, wie die Papierhersteller das nennen, nämlich beschichten, und die dann die Qualität liefert, die man für höchste grafische Ansprü­ che braucht: für Werbebroschü­ ren, Hochglanzmagazine, Bild­ bände, Kunstdrucke, Kalender. 430 000 Tonnen Papier jährlich beträgt die Ka­pazität des Werks. Die zwei Papier­ maschinen und die Streichmaschine sind wahre Kolosse, fast 100 Meter lang und unendlich kom­ pliziert, eine nicht zu durchschauende Abfolge von Bändern, Sieben, Wannen, Rollen, Pressen, Walzen und schließlich den rie­sigen Spindeln, auf denen sich die rasend schnell entstehende Papierbahn aufwickelt. Papier ist geduldig, sagt man, aber es ist auch zäh: Dieters­hagen muss selbst immer wieder staunen, wie stabil die Nach­ frage nach Papier ist, trotz aller Digitalisierung. „Papier ist ein faszinierendes Produkt“, sagt er, auch im Hinblick auf den regionalen Bezug. „Kaum eine andere produzierende Industrie in Deutschland hat ihren Rohstoff derart vor der Haustür“, sagt er, „noch dazu einen nachwach­ senden!“ Dass die traditionsreiche Firma nach mehreren Besitzerwechseln jetzt zu einem inter­ nationalen Konzern, der südafrikanischen Sappi, gehört, hat an ihrer lokalen Ver­wurzelung nichts geändert. Im Gegenteil: „Die schätzen die Kom­ petenz, die wir uns hier erarbeitet haben“, sagt Dietershagen, „und akzeptieren unsere hohen Umweltstandards. Und das soll auch so bleiben.“ Sappi Stockstadt GmbH, 63811 Stockstadt (Main) www.sappi.com > Stockstadt Mill „Furnier ist fas­zinierend, weil es ein Natur­ produkt ist – und ewig jung.“ J oachim P aschen Furnierwerk Mehling 1 900 25 S elbstwerber beziehen ihr Holz von den Bayerischen Staatsforsten. Viele Spessartdörfer besitzen alte Rechte, das beim Holz­ einschlag im Winter übrigge­ bliebene Holz („Oberholz“) zu nutzen. Das entsprechende Gebiet („Los“) wird den Nutzern vom Revierleiter oder einem Obmann zugeteilt, daher auch der Name „Losholz“. S ä gewerke im Spessart werden von den Bayerischen Staatsforsten beliefert. Die meisten Werke bieten eine ganze Reihe von Produkten an, von Brettern und Dachlatten über genormte Kanthölzer bis zu Nebenpro­ dukten wie Rinde und Sägemehl. Denn das ist das Schöne am Holz: Auch der letzte Rest kann verwendet werden. F u rnier lassen sich aus einem Kubik­ meter Buche gewinnen. Gerade bei hochwertigen Pro­ dukten ist Furnier nach wie vor unverzichtbar. So lieferte das Furnierwerk Fritz Kohl in Karlstadt 290 000 Quadrat­ meter Edelholz-Furniere für die luxuriöse Innenausstattung des Burj Khalifa, des höchsten Gebäudes der Welt. 900 m 2 22 Der Spessart H olzn u tz u ng

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