Headerimage

Der Berg und der Wald

Mit dem Wuchsgebiet 15, Bayerische Alpen, ist das so eine Sache. Die Bedingungen für die Bewirtschaftung der Wälder im Hochgebirge, die im Verantwortungsbereich der Bayerischen Staatsforsten liegen, sind ungleich schwieriger als im Flachland. Fast 200.000 Hektar ist die Fläche unsere Hochgebirgsbetriebe groß, gut 140.000 Hektar beträgt die Holzbodenfläche, die von den Bayerischen Staatsforsten bewirtschaftet wird. Etwa zwei Drittel davon (94.000 ha, die von den Bayerischen Staatsforsten bewirtschafteten Saalforste in Österreich nicht mitgezählt) davon sind Schutzwälder. Deren Pflege, also die Sicherung und Verbesserung der Schutzfunktionen des Bergwaldes, gehört zu den wesentlichen Aufgaben der Bergwaldbewirtschaftung. Immerhin rund 1,3 Millionen Menschen leben und arbeiten im bayerischen Alpenraum, dazu kommen jährlich mehr als vier Millionen Urlaubsgäste. Sie alle sind auf intakte Bergwälder angewiesen, die ihre Schutzfunktion, Erholungssuchenden Raum für die jeweilige Betätigung bieten und gleichzeitig den nachwachsenden Rohstoff Holz liefern.

Erosion, Lawinen und Wasser

Bayernweit über alle Waldbesitzarten hinweg gesehen erfüllen rund 60 Prozent des Bergwaldes vorrangige Schutzfunktionen:

Davon haben etwa 40 Prozent, das sind gut 100.000 ha, eine besondere Bedeutung für den Boden- und Erosionsschutz. Vor allem Mischwälder mit einem hohen Tannen- und Laubholzanteil erfüllen diese Funktion. Steinschlagschutzwälder haben zusätzlich dazu ein dichtes Unterholz aus Bäumen und Sträuchern.

Etwa ein Viertel des Bergwaldes ist als besonders wichtig für den Lawinenschutz ausgewiesen. Diese besonders nadelholzreichen Wälder halten in ihren Kronen viel Schnee zurück. Was von dort nicht verdunstet, fällt schubweise auf den Boden, wo es verdichtet und damit stabilisiert liegen bleibt. Darüber hinaus stabilisiert die Bestockung den Schneebelag: eine ausreichende Verjüngung dieser Bestände ist daher von zentraler Bedeutung.

Knapp die Hälfte der Bergwälder (115.000ha) sind von besonderer Bedeutung für den Wasserschutz, davon liegt ein knappes Viertel in Wasserschutzgebieten. Vom Niederschlag werden bis zu 15 % von den Baumkronen aufgefangen, dazu kommt die schwammähnliche Speicherfunktion des Waldbodens. Gerade bei Starkregen oder bei der Schneeschmelze halten Bergwälder viel Wasser zurück.

Am Anfang steht die Forsteinrichtung

Am Anfang der Waldbewirtschaftung steht die Forsteinrichtung. Während außerhalb des Hochgebirges die Bestände in Nutzungsarten eingeteilt werden, erfolgt die Einteilung im Gebirge in Entwicklungsstadien. Die Charakterisierung nach Lebensphasen ist sinnvoll, weil im Gebirge teils große strukturreiche Bestände mit oft großer Altersspreitung vorherrschen. Entscheidend für die Klassifizierung eines Bestandes sind der Bestandesaufbau und dessen Struktur. Die Bestände werden bei allen Entwicklungsstadien einzelbestandsweise beschrieben. Die daraus resultierende Maßnahmenplanung berücksichtigt vor allem die Schutzfunktion, aber auch den Naturschutz, die Erschließungssituation und – als wichtigen Punkt – den Nährstoffaushalt der Böden.

Die Mischung macht‘s

Drei Baumarten sind es, die einen gesunden Bergwald dominieren: Fichte, Buche und Tanne unter Beimischung von Bergahorn und Lärche. Dementsprechend werden Bestände, in denen eine dieser Baumarten unterrepräsentiert ist, umgebaut. Das kann zum Beispiel in buchendominierten Beständen durch femelartige Eingriffe geschehen und anschließende Pflanzung die Fichte oder Tanne gegenüber der Schattbaumart Buche gefördert werden. Derzeit sind vor allem die mittelalten Bestände stark fichtendominiert, die Tanne hat hier nur sehr geringe Anteile.

Allerdings gibt es bei der Vorausverjüngung eine positive Entwicklung mit hohen Anteilen von Buche. Fichten- oder tannendominierte Bestände sind unterrepräsentiert. Das Ziel ist, einen naturnahen, dauerwaldartigen Waldaufbau zu erreichen mit einer gemischten, nicht abreißenden Verjüngung auf möglichst großer Fläche.

Technik …

Voraussetzung für alles, was das Bergwaldmanagement betrifft, ist die technische Machbarkeit. Ähnlich wie im Flachland ist die Erschließung praktisch abgeschlossen, hier gibt es kaum Handlungsbedarf. Neuerungen gibt es dagegen bei der Holzernte. Zwar hat sich der hohe Anteil an Seilkranbringung nicht verändert, die Reichweiten von modernen mobilen Seilkrananlagen haben sich jedoch von unter 400 auf nun 800 Meter mehr als verdoppelt. Zudem arbeiten diese Anlagen schneller, pfleglicher, sicherer und auch ökonomischer als noch vor wenigen Jahren. Bei allen technischen Verbesserungen ist aber klar, dass die Bewirtschaftung des Bergwaldes verhältnismäßig aufwändig ist.

Trotzdem ist sie notwendig, den Wald sich selber zu überlassen wäre nicht zielführend. Das gilt in hohem Maße auch für die Jagd als Teil der Bewirtschaftung. Mit zu hohen Wildbeständen ist zu hoher Verbiss vorprogrammiert, teure Sanierungsmaßnahmen wären nicht zielführend, weil sie schnell verbissen werden würden. Auch hier gilt der Grundsatz, dass der Schutz der Berg- und Schutzwälder absoluten Vorrang genießt und Maßnahmen, die dem Erhalt der Schutzfunktion dienen, werden durchgeführt – egal ob das ökonomisch sinnvoll ist oder nicht. Hier gilt übrigens auch der Umkehrschluss: Ökonomisch sinnvolle Maßnahmen werden nicht durchgeführt, wenn dadurch die Schutzfunktion eines Bestandes gefährdet sein könnte.