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Wieder Platz und Licht für seltene Orchideen

Mit Freischneidern rücken Mitarbeiter des Forstbetriebs dem Gras und Buschwerk zu Leibe.

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Forstbetrieb Kelheim entbuscht Trockenrasenflächen am Goldberg

Kelheim, 30. September 2015 – Denkt man an Orchideen, kommen einem oft als erstes tropische Arten aus dem Blumenladen in den Kopf. Dabei gibt es auch rund 70 heimische Arten, die bei uns auf mittlerweile seltenen Standorten wie Feuchtwiesen oder kalkreichen Mager- und Trockenrasen gedeihen. Um ihren Bestand zu erhalten, braucht es menschliche Unterstützung: „Orchideen sind sehr anspruchsvoll, was das Licht angeht. Außerdem vertragen sie keine Konkurrenz von anderen Pflanzen. Deshalb müssen Orchideenstandorte regelmäßig nach dem Abblühen im Herbst gemäht werden“, erklärte Franz Paulus, Leiter des Forstbetriebs Kelheim. Dieser Tage führen seine Mitarbeiter auf zwei Magerrasenflächen am Goldberg bei Kelheim wieder Entbuschungsaktionen durch, um die Vorkommen der äußerst seltenen Mücken-Händelwurz (Gymnadenia conopsea), des Helm-Knabenkrauts (Orchis militaris) oder der Fliegenragwurz (Ophrys insectifera) zu sichern. Damit sich auf den Flächen keine Nährstoffe anreichern, muss anschließend alles Schnittgut sorgfältig abtransportiert werden: „Das ist wichtig, denn Überdüngung macht den Orchideen langfristig den Garaus“ betonte Paulus.

Weitaus schlimmer ist nach seinen Worten allerdings ein anderer bedauernswerter Umstand: „Viele Gärtner kommen immer wieder auf die Idee, die seltenen Orchideen von den Wiesen in den eigenen Garten umzusiedeln. Dass die Pflanzen diese Umsetzaktion nicht überleben und damit der Bestand massiv gefährdet wird, ist den meisten nicht klar.“ Unsere heimischen Orchideen sind nämlich sogenannte «endotrophe Mykorrhiza-Pflanzen». Das heißt, sie können ohne spezielle Pilze mit denen sie im Boden eine Symbiose eingehen nicht leben. Die Pilze versorgen die Orchidee mit Nährsalzen und Wasser aus dem Boden, im Gegenzug erhält dieser von der Orchidee Kohlehydrate aus der Photosynthese. Da der Symbiosepilz in unseren heimischen Gärten in der Regel fehlt, gehen die Orchideen dort unweigerlich zugrunde. Deshalb lautet der Rat des Betriebsleiters: „Finger weg von wilden Orchideen und sich lieber jedes Jahr aufs Neue bei einem Spaziergang über die Blütenpracht in der freien Natur freuen.“