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Totes Holz ist voller Leben

Waldbauliche Planungen in Schliersee vorgestellt

(1. Juli 2014) Schliersee – Die waldbaulichen Planungen des Forstbetriebes Schliersee der Bayerische Staatsforsten wurden komplett überarbeitet und werden ab 1. Juli dieses Jahres in Kraft gesetzt. Hierbei beginnt ein neuer Zeitabschnitt, bei der auch die besonderen Belange des Naturschutzes, der Ökologie und Biodiversität künftig in einem eigenen neuen Konzept besondere Berücksichtigung finden. „Hierzu werden wir in den kommenden Monaten ein Naturschutzkonzept erarbeiten, wie es bislang in dem Umfang und Detaillierungsgrad noch nicht vorhanden war“, so Forstbetriebsleiter Stefan Pratsch anlässlich des Startschusses. Das Konzept im Bereich des Betriebs Schliersee wird das erste im Bayerischen Hochgebirge sein, dass auf einer solch differenzierten und umfangreichen Erhebung basiert.

Schon jetzt weiß der Forstbetrieb, dass das bisherige Wirtschaften der Bayerischen Staatsforsten im vergangenen Jahrzehnt sich im Flachland wie im Bergwald vor allem auch in Naturschutzfragen ausgezahlt hat. So seien beispielsweise die Holzvorräte an sogenanntem Totholz auf aktuell rund 40 Festmeter pro Hektar angestiegen - so hoch wie in keinem größeren bewirtschafteten Waldgebiet in Bayern je festgestellt worden ist.

Pratsch berichtet, dass gerade das Totholz ein guter Weiser für stabile Kreisläufe und Artenvielfalt in der Natur sei: Pilze zersetzen Totholz, Insekten leben davon, Vögel ernähren sich von Insekten und mit Säugetieren schließt sich der sensible Kreislauf. Gerade Höhlenbäume, Baumstümpfe und umgefallene Bäume werden von vielen Tieren als Unterkünfte und zur Jungenaufzucht zwingend benötigt. Die kleinen Unterschlüpfe nutzen Fledermäuse. Die größeren oft von Spechten gezimmerten Baumhöhlen reservieren sich gerne Baummarder, Bilche, Hohltaube oder auch Eichhörnchen.

Liegendes Totholz ist dagegen ein wertvolles Refugium für beispielsweise Molche, Käfer, Salamander oder andere Amphibien. In niederschlagsreichen Höhenlagen des Alpenraums entsteht aber auch für die junge Waldgeneration ein entscheidender Vorteil gegenüber Gräsern und Kräutern. „So hat die Natur dafür gesorgt, dass sich der Kreisschließen kann“, so der Forstmann. „Durch unsere naturnahe Vorgehensweise im Wald unterstützen wir dies, wie unsere Zahlen eindrucksvoll belegen.“

Pratsch betont aber auch, dass es falsch wäre im Bergwald gar nicht zu nutzen. Erstens müssten wir dann das Holz anderweitig importieren und zweitens würde die Natur bei Stürmen, Borkenkäfer oder Hochwassern auf den Menschen keine Rücksichtnehmen und das wäre in den dicht besiedelten Tälern des Alpenraumes nichts anderes als die gezielte Anbahnung von Katastrophen.

Erst durch den Einklang von Nutzung, Schutz und Erfüllung sozialer Aufgaben, wie etwa der Schaffung von Erholungsräumen für die Gesellschaft findet Forstwirtschaft auch gesellschaftliche Akzeptanz und bleibt auch auf Dauer finanzierbar. Zwei wichtige Säulen um auch in Zukunft erfolgreich zu sein, so der Betriebsleiter in seiner Fürsprache. Das betriebliche Naturschutzkonzept wird nach der Erstellung der ersten Entwürfe im Laufe des Jahres mit Behörden, Verbänden und Institutionen diskutiert und angepasst werden, bevor es verbindliche Richtschnur des Forstbetriebs wird.