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Rauhfußhühner im Forstbetrieb Sonthofen

Zwei Birkhähne treffen sich in der Balzarena: Deutlich zu sehen die roten „Rosen“ auf dem Kopf, der weiße Unterstoß und das stahlblaue Halsgefieder (Foto: Arno Bletzinger, BaySF)

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Sonthofen, 16. April 2018 - Wie jeden Frühling werden auch heuer wieder die Bestände der Auer- und Birkhühner im Oberallgäu durch Zählungen erhoben. Naturschützer und Jäger suchen hierzu bekannte Balzplätze auf und notieren die Anzahl der Hähne und Hennen, die sie beobachten. Auch der Forstbetrieb Sonthofen der Bayerischen Staatsforsten ist an diesen Zählungen beteiligt. Von den Beobachtungen wird schließlich auf die Gesamtbestände hochgerechnet, um über die Jahre einen Trend erkennen zu können. Leider sind die Bestände sowohl der Auer- als auch der Birkhühner seit vielen Jahren rückläufig.  

Die Balzplätze werden von weniger Vögeln besucht und immer mehr Plätze verwaisen ganz. Für die Teilpopulationen rund um die einzelnen Balzplätze heißt das, dass sie weiter ausdünnen oder ganz erlöschen. Schuld daran sind viele Faktoren wie Stickstoffeinträge aus der Luft, Klimawandel, Störungen durch rücksichtslose Menschen oder auch die Zunahme natürlicher Feinde.  

„Die Waldbewirtschaftung kann aber sehr gut dazu beitragen, die Rauhfußhühner-Lebensräume zu verbessern: Durchforstungen bringen Licht und Wärme auf den Waldboden, was wiederum Beerkraut und Ameisen als Rauhfußhühner-Nahrung fördert. Unsere Waldarbeiter pflegen bei ihren Arbeiten die für Rauhfußhühner wichtigen Baumarten raus, so dass Heidelbeere und Tannenverjüngung erhalten und gefördert werden“, freut sich Sonthofens Staatsforsten-Chef Jann Oetting. Das Bergwaldbewirtschaftungskonzept der Bayerischen Staatsforsten ist auf die Bedürfnisse der Rauhfußhühner abgestellt. Ziel ist es, strukturierte Wälder zu schaffen mit einem hohen Anteil an für Rauhfußhühner wichtigen Baumarten wie die Tanne. Gleichzeitig sollen die Wälder auch Licht auf den Boden lassen und nicht zu dicht werden. Denn sonst verschwindet die Nahrungsgrundlage wie Heidelbeere oder andere Zwergsträucher. Oetting weiter: „Unser Birk- und Auerwild lebt da, wo es besonders viele sogenannten Grenzlinien gibt. Diese werden ganz wesentlich durch die naturnahe Waldbewirtschaftung geschaffen und erhalten. Und Waldbewirtschaftung heißt Pflege, Holzernte und Jagd, damit die jungen Bäumchen wachsen können!“  

Berufsjäger Arno Bletzinger zählt jedes Frühjahr mit seinen Kollegen an ihnen gekannten Plätzen die balzenden Rauhfußhühner. „Jede Teilpopulation ist Bestandteil einer größeren, sogenannten Metapopulation. Jede Teilpopulation ist ein Trittstein im Metapopulationsnetz, der die Verbindung und den Austausch der Teilpopulationen ermöglicht. Zentral für jede Fortpflanzung und jeden Populationserhalt ist ein möglichst vielseitiger genetischer Austausch. Je reichhaltiger und vielseitiger der Genpool ist, desto besser kann diese Population als Ganzes auf etwaige Umweltveränderungen oder Krankheitsursachen reagieren. Die Überlebenschancen einer Population sind dann entsprechend höher“, erklärt der Staatswaldberufsjäger Bletzinger.  

Die Zählergebnisse der Berufsjäger werden am Forstbetrieb Sonthofen zusammengefasst und an das Landratsamt Oberallgäu weitergegeben. Dort entsteht dann ein Gesamtbild für das Oberallgäu.