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Mit Volldampf in den Klimawandel

Von der Laubholzeinbringung zur Klimavorsorge überzeugt

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Bayerische Staatsforsten forcieren Tannen-, Douglasien- und Eicheneinbringung

Vilshofen, 12. April 2017 – Frühjahr ist Pflanzzeit. Diesmal sind aus dem schneereichen Winter heraus gute Pflanz- und Anwuchsbedingungen entstanden. Der Waldboden ist gut durchfeuchtet. Deshalb nutzen die Bayerischen Staatsforsten derzeit alle Möglichkeiten der Neuanpflanzung. Gilt es doch, sich gegen den spürbaren Klimawandel zu wappnen. Es bleibt nur ein kurzes Zeitfenster von rund sechs Wochen bis zum Blattaustrieb. Mit aller Macht bringen 24 Waldfacharbeiter und 7 Forstwirtlehrlinge des Forstbetriebs Burglengenfeld den Baumnachwuchs aus Tannen, Douglasien, Eichen und Buchen in den Boden. Später sollen diese Baumarten die widerstandsfähigsten für den eingeläuteten Klimawandel sein. Spürbar ist dieser an der bereits länger anhaltenden Frühjahrstrockenheit. Ein kräftiger Regenguss zum Angießen der frisch gesetzten Pflänzchen täte bitter Not. Dann ist nicht alle Mühe umsonst gewesen.  

Der ehemalige Brotbaum des Waldbesitzes, die Fichte, verabschiedet sich zunehmend aus dem hier eher sehr niederschlagsarmen Raum. Die dürstende Fichte wird zudem leicht schwächelnd vom Borkenkäfer angepackt. Deutliche Weiser sind die rotbraun werdenden Kronen. Was tun, um diese Verluste auszugleichen? Die einzige Chance wird in der Vorausschau auf die klimatischen Veränderungen gesehen. Hierfür entwickelten Wissenschaftler Baumarteneignungsprofile. Dabei stellen sich Buche, Eiche, Tanne und Douglasie als die für unseren Raum passensten Baumarten heraus. Für sie werden die Wuchsbedingungen im Zuge des Klimawandels eher noch besser werden. Trockenheitsliebende Edellaubhölzer wie die Elsbeere oder der Spitzahorn stehen da nicht weit nach. Auch auf die trockenheitstolerante Kiefer soll nicht verzichtet werden. Grund genug für die Bayerischen Staatsforsten, sich in der neuen Waldgeneration auf diese Baumartenmischung zu konzentrieren.  

Dabei prägend sind auch die Baumarten der von Natur aus in der Region vorherrschenden Waldgesellschaften. Der Ursprung ist in einer länger andauernden Zwischenphase durch menschliche Einflüsse wie die Eisenindustrie und das Streurechen verändert worden. Heute weist ein klarer Weg zurück zur Natur. „Vorausschauend haben wir Forstleute bereits seit über 20 Jahren durch permanente Laubholzpflanzung in die vorwiegend reinen Nadelholzwälder entsprechende Zukunftsvorsorge betrieben. Dies kann der Waldbesucher aller Orten erleben“, so Forstbetriebsleiter Thomas Verron.  

In diesem Frühjahr galt es, die noch feuchte Zeit schnellstens zu nutzen. Die Frühlingsvorboten der eher trocken warmen Tage des April und Mai haben bereits angeklopft. „Deswegen sind momentan alle Mann an Deck und haben die Pflanzarbeiten in einer Mammutaktion abgeschlossen“, lobt Verron den vollen Einsatz. Zum Ende wurden alle Kräfte im Fürstenschlag an der östlichen Landkreisgrenze bei Pittersberg in einer Eichenpflanzung zusammengezogen. Revierleiter Robert Werner sorgt in diesem reinen Kieferngebiet für einen flächenweise gemischten Nachwuchs aus Eiche, Tanne, Douglasie und Kiefernnaturverjüngung. Je nach Pflanzengröße pflanzt jeder Forstprofi etwa 30 bis 60 Pflanzen pro Stunde. In dieser Frühjahrssaison mussten schließlich rund 200.000 Pflanzen in den Waldboden kommen. Aber nicht nur Quantität, sondern auch Qualität zählt beim Pflanzen. Schließlich muss die Wurzel gut anwachsen und sich vor allem für einen später festen Stand in die Tiefe orientieren. Douglasien werden mit Ballencontainer als Starthilfe gesetzt. Dieses aus Nordamerika stammende Nadelholz kann in gewissem Umfang aufgrund ihrer größeren Klimatoleranz die Fichte ersetzen. Alle anderen Nadelhölzer stellen sich aus Naturverjüngung ein.  

Mit der Pflanzung allein ist es aber oftmals nicht getan. Für die weitreichenden Laubholzinvestitionen sind abgesehen von der verbissempfindlichen Eiche seit Jahren keine teuren Zäunungsmaßnahmen mehr notwendig. Der Wildbestand ist trotz aller Schwierigkeiten und Diskussionen im Einwirkungsbereich der Bayerischen Staatsforsten den waldbaulichen Bedingungen angepasst. Dennoch picken sich Rehe als Nahrungsselektierer die schmackhaften Tannen heraus. Um Einzelschutz an deren Terminalknospe mit Clips oder streichbarem Verbissschutzmittel auf rehwildvergrämender Schafsfettbasis kommt man deswegen manchmal nicht herum. Die Douglasie wird zur Gehörnbildung im Frühjahr äußerst gerne vom Rehbock verfegt und schwer geschädigt. Ein mehrjähriger Fegeschutz ist von daher oft unverzichtbar. Revierleiter Robert Werner muss deshalb seine Kulturflächen über Jahre im Auge behalten. „Mit Büschl pelzen allein, ist’s in Richtung Waldumbau Klimawandel nicht getan“, so sein Fazit. „Da muss auch der Jagdpächter mitspielen.“