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Im Forstbetrieb Rothenbuch beginnt die Holzernte

Der Schreiner Erhard Englert begutachtet sein Eichenschnittholz. Er kauft wie viele seiner Kollegen das Holz bewusst in der Region und lebt von seiner Arbeit mit dem nachwachsenden Rohstoff Holz

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Wie jedes Jahr, hat auch heuer wieder mit dem Herbst der Holzeinschlag in den Staatswäldern des Spessarts begonnen. Anfang Oktober bis Ende März ist die traditionelle Zeit der Baumerntearbeiten, v.a. der Buche und Eiche. Im Forstbetrieb Rothenbuch werden in diesem Jahr laut Forstwirtschaftsplan 103.000 Festmeter Holz geerntet. „Gleichzeitig wird der Wald gepflegt, werden junge Bäume gepflanzt und wird gejagt - Im Winter geht´s bei uns rund!“, schmunzelt Forstbetriebsleiter Jann Oetting. 27 eigene Forstwirte und mehr als fünf mittelständische Unternehmerfirmen sind im Einsatz. Dazu arbeiten mehr als 800 Kleinselbstwerber ihr Brennholz auf. Zwei bis drei Harvester für schwächeres Holz, Motorsägen, Rückemaschinen und Traktoren für stärkeres Holz arbeiten in den zehn Revieren des Forstbetriebs. „Auf Buche und Eiche spezialisierte Sägewerke brauchen Holz möglichst aus der Region, das außerhalb der Saftzeit geerntet wurde“ erklärt Volkmar Zankl, Verkaufsleiter des Forstbetriebs. 

„Forstwirtschaft schafft Arbeitsplätze und Wertschöpfung in der Region!“, freut sich Jann Oetting. Denn – wie die `Clusterstudie Forst, Holz und Papier in Bayern 2015`gezeigt hat – kommt auf 113 geerntete Festmeter Holz in Bayern ein Arbeitsplatz in der Branche. „Um es griffiger zu sagen: Wenn der Forstbetrieb Rothenbuch auf 10.000 Hektar sechs Festmeter pro Hektar erntet, also 60.000 Festmeter, dann stehen diese rechnerisch für über 500 Arbeitsplätze der Holzbranche, die überwiegend in der Region zu finden sind. Also vom Waldarbeiter über den Sägewerker bis hin zur Schreinerin und zum Zellstoffwerkarbeiter“ rechnet Oetting vor.

Jährlich wachsen im Forstbetrieb Rothenbuch 145.000 Festmeter zu. Rund 42.000 Festmeter davon werden nicht genutzt, zusätzlich dazu verbleiben ca. 17.000 Festmeter des eingeschlagenen Holzes als Kronentotholz im Wald. Weil weniger geerntet wird als nachwächst, ist der Holzvorrat im Forstbetrieb in den vergangenen Jahren gestiegen. Das hat auch die aktuelle Inventur bestätigt. Sie basiert auf 4.000 Inventurpunkten und bildet sehr exakt die Entwicklung im Staatswald ab. Alle zehn Jahre wird sie wiederholt.

Welcher Baum im Forstbetrieb Rothenbuch entnommen wird, das entscheiden die Förster des Staatsforstbetriebs. Sie werden dabei von Forstwirtschaftsmeistern und Waldfacharbeitern unterstützt. Ob ein Baum gefällt wird oder nicht, richtet sich nach verschiedenen Kriterien. Bäume, die später einmal Wertholz z.B. für den Möbel- und Fensterbau ergeben sollen, werden durch die Entnahme von Konkurrenten gefördert. Bäume, die die angestrebte Stammstärke erreicht haben, in der Fachsprache "Zieldurchmesser", werden geerntet. Bäume, die für die Artenvielfalt wichtig sind, z.B. Höhlenbäume, bleiben stehen und werden mit einer farbigen Wellenlinie gekennzeichnet. Die Förster nennen sie „Biotopbäume“. Der Forstbetrieb strebt pro Hektar zehn Biotopbäume an und je nach Alter des Waldbestandes 20 beziehungsweise 40 Festmeter Totholz pro Hektar. Besonders dicke Bäume, egal welcher Baumart, bleiben als so genannte „Methusaleme“ stehen.

Weil der Wald im Forstbetrieb Rothenbuch ökologisch so wertvoll ist, liegt ein besonderes Augenmerk auf der Erhaltung der waldbewohnenden Arten. Diese sind oft auf beschädigte Bäume oder auf liegendes und stehendes Totholz angewiesen. Das viele Totholz im Wald erscheint den einen zu viel, den anderen zu wenig. Es ist deshalb das tägliche Brot der Försterinnen und Förster, für einen möglichst gerechten Ausgleich der Interessen zu sorgen – nach dem Motto „Nicht einem alles, sondern allen so viel wie möglich!“

„Es ist eine große Herausforderung, alle Aspekte von Wald, Mensch und Natur unter einen Hut zu bringen – aber das macht unsere Arbeit für den Wald so schön und interessant!“ fasst der Forstbetriebsleiter Jann Oetting zusammen.