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Eine Begegnung der besonderen Art

Ein Zwergschnäppermännchen auf einer Weißtanne in voller Pracht (Foto: Rolf Eberhardt)

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29.06.2018, Sonthofen - Die Beobachtung, welche Rolf Eberhardt, Geschäftsführer des Naturparkes Nagelfluhkette und leidenschaftlicher Ornithologe und Naturfotograf in den Staatswäldern des Forstbetriebes Sonthofen am Sipplinger im Gunzesrieder Tal kürzlich machte, ist für den erfahrenen Ornithologen eine absolute Rarität: Einen Zwergschnäpper! Den hatte er bei seiner Bergtour dort nicht erwartet.  

Der Vogel ist so groß wie ein Zaunkönig, die Männchen haben einem roten Kehlfleck wie beim Rotkehlchen. Der Zwergschnäpper ist eine sehr seltene Vogelart, welche höchste Ansprüche an ihren Lebensraum stellt. Alte Laubwälder, vor allem Buchenwälder mit einem hohen Strukturreichtum brauchen diese Vögel. Für viele Experten gilt der Zwergschnäpper sogar als Weiserart für Buchenurwälder. Zudem ist das Oberallgäu mit dem benachbarten Vorarlberg die westliche Verbreitungsgrenze dieser Vogelart.  

Noch überraschender war die Beobachtung, dass die Altvögel dort ihre Jungen fütterten. „Dies kommt bei uns wahrscheinlich nur alle vier bis fünf Jahre vor“, so Eberhardt. Auch der für den Staatswald in Gunzesried zuständige Revierleiter Hubert Heinl, der mit Rolf Eberhardt die Vögel bestaunte, freut sich über diese Rarität. „Wieder einmal bestätigt sich, dass der Forstbetrieb Sonthofen mit seinem Naturschutzkonzept den Lebensraumansprüchen selbst der ganz seltenen Arten gerecht wird. Wir haben bei uns sehr naturnahe, alte Buchenwälder in diesem Gebiet, die behutsam und vorsichtig gepflegt werden. Der hohe Naturschutzwert wird sich im Laufe der Jahre noch weiter steigern. Ich bin mir sicher, wir werden hier noch manche unerwartete Beobachtung machen dürfen“, so der Förster.

Auch Forstbetriebsleiter Jann Oetting freut die Beobachtung seines Revierleiters. „Mit dem integrativen Waldbehandlungskonzept der Bayerischen Staatsforsten, dem Nutzen des Staatswaldes auf ganzer Fläche unter gleichzeitiger Berücksichtigung der Naturschutzaspekte werden wir sowohl dem Anspruch der Gesellschaft nach Nutzholz, als auch dem Erhalt der hohen Artenvielfalt in den Wäldern, gerecht.“ Die angrenzenden Fichtenreinbestände werden vom Forstbetrieb umgebaut zu tannenreichen, stabilen Bergmischwäldern. Und gleichzeitig werden zehn Prozent der Forstbetriebsfläche gar nicht bewirtschaftet.  

Leider gibt es aber eine schlechte Nachricht für alle Hobbyornithologen: Die jungen Zwergschnäpper sind mittlerweile erwachsen geworden und haben sich auf ein großes Gebiet verteilt. Zu einer Beobachtung braucht es jetzt noch viel mehr Glück, als es Rolf Eberhardt und Förster Hubert Heinl eh schon hatten.