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Bürgermeister testen die Loipen im DSV nordic aktiv Langlaufzentrum „Sankt Englmar – Hirschenstein“

Vergeblich hatte man in den Wintersportgemeinden rund um den Hirschenstein in der vergangenen Wintersaison 2015/16 auf Schnee gehofft, war man doch in der Urlaubsregion St. Englmar so stolz auf die neue Attraktion: Das DSV nordic aktiv Langlaufzentrum St. Englmar – Hirschenstein. Unter Federführung der Tourist-Information Sankt Englmar wurde zusammen mit den Nachbargemeinden, der Stiftung Sicherheit im Skisport (SIS) und dem Beirat für Umwelt und nachhaltige Skisportentwicklung des Deutschen Skiverbands sowie mit der Deutschen Sporthochschule Köln ein Konzept für die Optimierung der Langlaufloipen rund um den Hausberg Hirschenstein (1.095 m) erarbeitet. Zu einem hohen Anteil gefördert wurde das Projekt mit einer Investitionssumme von knapp 30.000 EUR vom Amt für ländliche Entwicklung. Die Urlaubsregion St. Englmar verfolgte dabei vorrangig das Ziel der Schaffung eines schneesicheren Loipenzentrums von Mitte Dezember bis Mitte März sowohl für klassische Langläufer als auch für die sportlichen Skater.

Ende 2015 wurde rechtzeitig vor dem erhofften ersten großen Schnee von den Bauhofmitarbeitern und Spurgerätefahrern die neue Beschilderung im Loipenzentrum angebracht und anschließend von den Bürgermeistern in Augenschein genommen. Gemeinsam freute man sich auf die Eröffnungsveranstaltung mit vielen Attraktionen, wie etwa einem Langlaufrennen, Biathlon für Jedermann, Schnupperkursen für Kinder und der offiziellen Übergabe des Zentrums an die Sportler. Doch leider ist die geplante Veranstaltung im wahrsten Sinne des Wortes ins Wasser gefallen - und das sogar zweimal.

Ernüchtert durch den „Nicht-Winter“ 2015/16 wollte man es in diesem Jahr etwas weniger ambitioniert angehen lassen und die Bürgermeister entschieden sich für ein kleines „Skiopening“ am Hirschenstein. So trafen sich am Freitag Bürgermeisterin Gaby Wittenzellner (Achslach/Lkr. Regen) und ihre Kollegen auf der Straubing-Bogener Seite, Georg Edbauer (Schwarzach) und Anton Piermeier (Sankt Englmar) an der Einstiegsstelle Sankt Englmar/Predigtstuhl bei besten Loipenbedingungen und Kaiserwetter zu einer Runde Langlaufen am Hirschenstein. Auf 30-70 cm Naturschnee konnten die Gemeindeoberhäupter – alle übrigens mit klassischer Langlaufausrüstung unterwegs – einen Teil des insgesamt 74 km umfassenden Streckennetzes mit acht verschiedenen Loipen unterschiedlicher Schwierigkeitsgrade testen.

Mit von der Partie war auch der im DSV nordic aktiv Langlaufzentrum zuständige Forstbetriebsleiter Jürgen Völkl aus Bodenmais. Nachdem es kürzlich durch sehr kurzfristig angekündigte Holzabfuhr und dadurch bedingte Sperrungen größerer Streckenabschnitte im Loipennetz um den Hirschenstein zu Differenzen zwischen Gemeinde und Forstamt kam (es wurde berichtet), nutzte man das Treffen, um die Kommunikation zwischen den Behörden zu verbessern. So wolle man zwangsläufig entstehenden Nutzungskonflikten von Forst und Tourismusgemeinden in Zukunft besser meistern. Völkl erklärte, dass es in den Waldgebieten, in denen die Interessen von Tourismus und Forstwirtschaft konkurrieren, zwangsläufig immer wieder zu Konflikten kommen werde. Er betonte aber, dass er alles daran setzen werde, derartige Aktionen in Zukunft zu vermeiden. Ausdrücklich bedankte sich der Forstbetriebsleiter bei den Touristikern vor Ort, die mit ihrem Beschwerdemanagement für die Forstbetriebe als „Blitzableiter“ fungieren.

Dies sind aber nicht die einzigen Nutzungskonflikte, mit denen Loipenbetreiber konfrontiert werden: Immer wieder kommt es zu Beschädigungen der Loipe: Schon beinahe die Regel sind uneinsichtige Wanderer (gerne auch mit freilaufenden Hunden), die die Skatingspur zertrampeln, Schneeschuhgeher, die nicht neben, sondern auf der Loipe gehen, Geländemotorradfahrer und sogar Hundeschlittengespanne haben den Loipenwarten in den letzten Jahren Kopfzerbrechen bereitet. Oft wird das Risiko unterschätzt, das von diesen Loipenschäden ausgeht: Es entstehen tagsüber im weichen Schnee kleine Vertiefungen, größere Löcher und Rillen. Sobald nachmittags die Temperaturen wieder sinken und Frost einsetzt, können diese Schäden an der Loipe zu gefährlichen Stolperfallen für die Langläufer werden. Auf diese Art haben sich bereits Unfälle ereignet. Ein relativ neues Phänomen für die Beschädigungen an der Loipe ist das Befahren durch sog. „Fatbikes“, geländetaugliche Fahrräder mit bis zu zwölf Zentimeter breiten Reifen, die sich für das Fahren im Schnee eignen. „Für diesen Winter haben wir nun auch „Radfahren verboten“-Schilder für das Langlaufzentrum gekauft.“ sagt der Englmarer Bürgermeister Anton Piermeier. Dies wurde notwendig, nachdem ein auf frischer Tat ertappter Biker, auf den Hinweis des Loipenwarts, dass Radfahren auf der Loipe verboten sei, meinte: „So, wo stehtn dann des?“.

Die jüngste, schwerwiegende Beschädigung geht von PKW-Fahrern aus, die ihren Vorsprung durch Allrad-Technik nicht mehr nur auf den Parkplätzen im Gemeindegebiet, die bislang beliebter Tummelplatz für junge Rallyefans aus der Region waren, sondern mittlerweile auf der Loipe testen wollen.

„Wir betreiben eine Riesenaufwand, um für Feriengäste, Naherholer und Einheimischen optimale Bedingungen im Erholungsgebiet zu schaffen.“ sagt Bürgermeister Anton Piermeier. Allein die Pflege ihrer Loipen koste die Gemeinde Sankt Englmar jeden Winter ca. 60.000 Euro. Und so ist es nur konsequent, dass sie künftig bei mutwilligen Zerstörungen an der Loipe die Verursacher zur Verantwortung ziehen wird.

Gaby Wittenzellner, erste Bürgermeisterin und passionierte Langläuferin aus Achslach ist hocherfreut, dass ihr florierender Tourismusort Achslach nun zu einem der größten und attraktivsten Langlaufgebiete des Bayerischen Waldes gehört. Achslach profitiere in doppelter Hinsicht von dem neugeschaffenen Loipenzentrum: Zum einen sei es ein Aushängeschild für den heimischen Tourismus, zum anderen freut sich auch die sportliche Bevölkerung der Gemeinde am Fuße des Hirschensteins über den am „Wintersporthotspot“ Kalteck liegenden Zugang zum DSV nordic aktiv Zentrum.

Auch der Schwarzacher Bürgermeister Georg Edbauer schlägt ähnliche Töne an und lobt dieses Langlauf-Eldorado, das sowohl für Anfänger als auch für Profis optimale Bedingungen bietet. Er bedauert, dass Einheimische die Vorzüge oft gar nicht zu schätzen zu wissen. Aber der Blick auf die gefüllten Besucherparkplätze an den Loipeneinstiegen und die Vielfalt auswärtiger Kennzeichen offenbare dem Hiesigen oft erst die wahre Attraktivität einer solchen Einrichtung.

Der Englmarer Bürgermeister Anton Piermeier hebt das Loipenprojekt als Vorzeigebeispiel interkommunaler Zusammenarbeit in der ILE nord23 hervor. Hier habe die „vielbesungene projektbezogene Zusammenarbeit über Landkreisgrenzen hinweg endlich einmal Früchte getragen“, so Piermeier.